Wurzelkanalaufbereitung…

Dr. Ernst M. Posch
Dr. Ernst M. Posch

mit nur einer reziprokierenden Feile, biokeramischer Obturation und einem MTA-Sealer

Die Tendenz geht heute eindeutig zu Einfeilensystemen, weshalb hier ein sicheres und dennoch relativ schnelles System vorgestellt werden soll. In diesem klinischen Fall wurde das Reciproc Feilensytem von VDW gewählt; hier die M-Wire Feile R25 mit der Länge von 25 mm, ISO 25.

Wie bei jeder endodontischen Behandlung sollte auch bei Einfeilensystemen die Arbeit unter absoluter Trockenlegung mittels Kofferdam erfolgen, nicht zuletzt, weil besonders bei diesen Systemen auf die ausgiebige Spülung der Kanäle geachtet werden sollte.

Bei der R25 handelt es sich um eine moderne M-Wire NiTi Legierung, welche sich durch eine hohe Flexibilität auszeichnet und damit auch für enge und gekrümmte Kanäle verwendet werden kann. Die Feile hat einen s-förmigen Querschnitt mit einem regressiven Taper, das heißt die Konizität beträgt auf den ersten 3 mm von apikal 8 %, danach nach koronal 4 %. Passend dazu stehen Papierspitzen und Guttaperchaspitzen zur Verfügung, mit exakt auf die Feile ausgerichteten Durchmessern und Konizitäten, was besonders die Einstiftobturationstechnik erleichtert.

Es handelt sich darüber hinaus um eine Einmalfeile, welche maximal für Molaren mit vier Kanälen benutzt werden kann, danach nicht mehr eingesetzt werden sollte. Vorteil: keine Aufbereitung des Instrumentes ist erforderlich, einhergehend mit weniger Gefahr für eine Kontamination des Personals und weniger Aufbereitungskosten. Die Drehung in Schneidrichtung ist größer als die in der Rückbewegung, bei einem großen Spanraum. Es sollte immer nur ohne Druck auf und ab bewegt werden, bis ca. 3 mm in die Tiefe. Danach ist das Instrument zu säubern und der Kanal zu spülen. Vor dem Einsatz der Reciproc Feile sollte auf einen geradlinigen Zugang zum Wurzelkanal geachtet werden.

In diesem Bericht wird ein Patientenfall vorgestellt, der im Einzelnen auf die Arbeitsschritte mit einem reziprok arbeitenden System eingeht.

Behandlung

Eine 30jährige Patientin stellte sich mit akuten Beschwerden an Zahn 36 in der Praxis vor: Perkussion positiv, Vitalitätsprobe stark positiv, Parodontalspalt erweitert und beim Sondieren spontan blutend, bei sehr guter Mundhygiene. Die angefertigte Einzelzahnaufnahme zeigte deutlich eine Parodontalspalterweiterung und eine apikale Aufhellung. Nach Leitungsanästhesie und Anlegen von Kofferdam erfolgte die Trepanation des Zahnes.

Zunächst wurde die primäre Zugangskavität präpariert, um einen geradlinigen Zugang zu den Kanälen darzustellen. Im Anschluss wurden die Kanaleingänge aufgesucht und mit einem Long Neck Rosenbohrer freigelegt. Nun konnte vorsichtig mit einem Mikroopener der Kanalverlauf sondiert werden, welcher je nach Gängigkeit mit einer Handfeile erforscht wird – hier mit einer 010 Feile. Mit der Handfeile erfolgte auch die initiale Längenbestimmung der Kanäle. Sodann konnte nun die reziprokierende Aufbereitung erfolgen.

Die Feilen erweisen sich als extrem schneidfreudig, deshalb sollte man immer in mehreren Schritten passiv in den Kanal hineinarbeiten, unterbrechen und ausgiebig mit NaOCl spülen sowie die Feile säubern. Vor Erreichen der Arbeitslänge am besten noch einmal rekapitulieren, um eine Überinstrumentierung zu vermeiden. Dazu nochmal mit der 10er Handfeile die Längenbestimmung durchführen.

Wir haben auf Arbeitslänge nun eine schnelle und saubere Kanalaufbereitung mit einem Durchmesser von 025 und einem Taper von 4 % generiert, ausreichend, um gründlich spülen zu können.

Zur Entfernung des Smearlayers wird abschließend mit Canal-Pro EDTA 17 % gespült, danach als letzte „Ölung“ nochmal NaOCl 3 %. Mit den zum System passenden Papierspitzen erfolgt nun die Trocknung der Kanäle, danach kann obturiert werden.

In diesem klinischen Fall wurde ein MTA-Sealer verwendet, welcher mit einer Guttaperchaspitze 025/4 % dünn bis zur Arbeitslänge an die Kanalwände appliziert wurde. Bei der Einstifttechnik kürzen wir die Guttapercha auf 8 mm und führen sie mit einem Handplugger bis auf Arbeitslänge ein. Der Gummistopp am Plugger wird dazu auf Arbeitslänge minus 8 mm eingestellt.

Das Ganze wird schließlich mit einem Heatplugger thermoplastisch bis 3 mm vor Arbeitslänge verdichtet, um auch alle Ramifikationen zu versiegeln. Zum Schluss noch der Backfill hier mit der kabellosen Obturationseinheit Elements free.

Wir haben somit eine subcrestale Obturation, welche mit Komposite bis zum Pulpenkammerboden abgedeckt wird. Falls erforderlich kann noch ein Glasfaserstift adhäsiv befestigt werden beziehungsweise der Zahn präprothetisch adhäsiv und bakteriendicht rekonstruiert werden.

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