Einschränkung der privaten Ausgaben
Ebenso bewährt wie unbeliebt ist das allgemeine Kürzertreten im Privatleben. Bei rasant steigenden Lebenshaltungskosten sind hier aber vorrausichtlich auch nur wenige Kosten zu vermeiden.
Ausbau des Patientenstamms
Mehr Patienten lassen sich meist nur mit viel Geld über langfristige Investitionen in Marketing, Personal und Räumlichkeiten erreichen. Bereits heute leiden viele Innenstadtpraxen unter starkem Konkurrenzdruck. Auf dem Land dagegen haben zahlreiche Praxen aufgrund der Unterversorgung bereits einen Zeitschlüssel von weniger als zehn Minuten je Patient erreicht.
Erhöhung des zahnärztlichen Honorars
Eine Honorarerhöhung, um sämtliche Kostenerhöhungen der Praxis zu kompensieren, bringt einige Herausforderungen mit sich. Die GKV-Preise sind festgeschrieben. Damit sind durchschnittlich 50 Prozent der Praxiseinnahmen gegen eine Preiserhöhung immun. Es bleiben die Leistungen nach GOZ und die Zuzahlungen. Hinzu kommt die Teuerungsrate in der privaten Lebenshaltung, welche aus dem Gewinn nach Steuer bezahlt werden muss.
Würden die Patienten eine solche Preissteigerung im GOZ-Bereich und bei den Zuzahlungen einfach so hinnehmen? Sie müssen selbst Wege finden, um Inflation und Teuerungsrate zu kompensieren und haben nichts zu verschenken.
Allein auf eine Anhebung der zahnärztlichen Honorare zu vertrauen, erscheint in dieser Krise ein sehr optimistischer Ansatz zu sein. Er kann gelingen, gut beraten ist, wer weitere Möglichkeiten der Kompensation sucht.
Wie machen es die anderen?
Die richtigen Optimierungspotenziale zu finden, ist keine einfache Aufgabe. Der Praxisalltag und die Behandlungsabläufe haben sich über Jahre bewährt. Der allein interne Vergleich deckt keine Möglichkeiten zur Kostenkompensation auf. Erst wenn die Referenzgruppe über die eigene Praxis hinaus erweitert wird, tritt durch den externen Vergleich Entwicklungspotential ans Licht. Bereits das kostenfreie KZBV-Jahreshandbuch ist dank seiner Vergleichswerte und Referenzgruppen eine gute Hilfe. Wird eine Praxis konsequent unter diesem Blickwinkel betrachtet, werden die bestehenden Abläufe in Frage gestellt und die Optimierung beginnt.
Lässt sich die Krise durch Kredite überbrücken?
Offensichtlich ist die Ära der Niedrigzinsen vorerst zu Ende. Trotzdem erscheint die Überlegung, den aktuell gestiegenen Liquiditätsbedarf über kurzfristige Kredite zu kompensieren einfach und bequem. Überbrückungskrediten steht aber meist kein Wert und damit keine Abschreibung gegenüber. Dieser muss somit in Gänze aus dem bereits versteuerten Gewinn getilgt werden. Damit wird der Liquiditätsengpass lediglich von der Praxis in den privaten Bereich verschoben und auf mehrere Jahre verteilt.
Im Fall eines Liquiditätsengpasses bietet sich, falls möglich, eher an, über eine Juniorpartnerschaft von etwa zehn Prozent der Anteile, angestellte Behandler mit in die wirtschaftliche Situation einzubinden. Dieser Weg bringt drei Vorteile:
- Die Kaufsumme deckt den aktuellen Liquiditätsbedarf.
- Für das Gehalt und den gewünschten Mehrverdienst werden die neuen Partner selbst in die Verantwortung genommen.
- Für eine etwaige kommende Praxisabgabe wird der Grundstein gelegt.
Lassen sich steigende Personalkosten kompensieren?
Höhere Personalkosten sind keine Herausforderung, wenn der Umsatz im selben Verhältnis parallel anwächst. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein Bonusmodell ein probates Instrument, um das Praxisteam an der wirtschaftlichen Entwicklung der Praxis zu beteiligen. Bei angestellten Zahnärzten ist dieses Modell heute schon gang und gäbe.
Besitzt ein Team die Aussicht, seinen eigenen Teil von jedem Euro zu erhalten, den die Praxiseinnahmen über dem Zielumsatz liegen, sieht es die Chance mit den extra Einnahmen die eigenen gestiegen Lebensunterhaltungskosten zu kompensieren. Es richtet sich auf dieses Ziel aus. Im Team wächst der Blick für Optimierungspotenziale insgesamt in der Praxis.
Die Digitalisierung der Buchhaltung und Personalverwaltung, der automatisierte Einkauf, die Online-Termin-Vereinbarung, der effizientere Materialeinsatz oder die höhere Auslastung der Behandlungszimmer, liegt viel Einsparungspotential verborgen, das vom Team selbst gehoben wird.
Lassen sich mehr Heil- und Kostenpläne umsetzen?
Manche Möglichkeit zur Umsatzsteigerung schlummert unentdeckt in Ihrer Praxis. So werden beispielsweise durchschnittlich 40 Prozent aller Heil- und Kostenpläne nicht umgesetzt, davon einige ohne wirklichen Hinderungsgrund. Parallel zum Prophylaxe-Recall lässt sich hier bestimmt die ein oder andere umsatzstarke Behandlung finden.
Werden große Behandlungen aus Kostengründen geschoben, lässt sich meist durch eine nicht so hochwertige Behandlung ein Teil des eingeplanten Umsatzes sichern. Ein weiterer Weg diesen Umsatz zu sichern, ist die Ratenzahlung über einen Factoring-Dienstleister.
Gibt es die Möglichkeit, geplante Behandlungen angehen oder vorziehen?
Wenn es in Ihrer Praxis Behandlungen gibt, die wegen der großen Auslastung geschoben werden, lassen sich durch (vielleicht auch nur vorübergehend) Mehrarbeit, erweiterte Öffnungszeiten und einen unterstützenden Assistenten Praxiseinnahmen steigern.
Bringt das Delegieren von Behandlungen an Kollegen einen Zeitgewinn?
Aufwändige und unliebsame Behandlungen an Spezialisten zu delegieren, schafft Freiräume in der Praxis für geliebte und wirtschaftlich lohnende Behandlungen. Selbst wenn nicht genug Ersatzbehandlungen für die eingesparte Zeit vorhanden sind, lohnt sich das Delegieren, wenn die gewonnene Zeit in die Optimierung investiert wird.
Lässt sich die Behandlungszeit durch eine engere Abstimmung mit dem Labor optimieren?
Die enge Zusammenarbeit mit dem Fremdlabor verhindert Wiederholungsarbeiten und führt in Summe zu beträchtlich verkürzten Behandlungszeiten und weniger Materialeinsatz. Die individuelle Bestimmung der Zahnfarbe gelingt besser bei Tageslicht, sie kann im Labor und muss nicht in der Praxis stattfinden.
Ist die teure Praxisfläche besser nutzbar?
Die Steigerung von Nebenkosten und Mieten verteuert die Praxisfläche deutlich. Nicht genutzter Raum ist wird zum Luxus. Lassen sich diese Kosten auf noch mehr Schultern zum Beispiel durch weitere angestellte Behandler oder weitere Behandlungszimmer verteilen?
Lassen sich Kosten durch ein Eigenlabor kompensieren?
Mit durchschnittlich 16,8 Prozent bilden die Kosten für ein Fremdlabor den zweithöchsten Kostenpunkt einer Praxis. Lässt sich dieser Umsatz durch ein Eigenlabor oder teilweise durch eine Chairside-Fertigung an die Praxis binden, ist ein großer Schritt zur Kostenkompensation getan.
Ist der Praxisshop rentabel?
Es gibt Kosten ohne Nutzen. Rechnet sich beispielsweise Ihr Praxisshop? Ist er für das Image Ihrer Praxis von Bedeutung? Oder verursacht er eigentlich nur Verwaltungs- und Buchhaltungskosten. Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, ihn zu schließen
Fazit
Einige der genannten Optimierungspotentiale schlummern erfahrungsgemäß in jeder Praxis. Mithilfe der aufgeführten Fragen können diese Potentiale gehoben und somit die Wettbewerbsfähigkeit sowie Widerstandsfähigkeit gegenüber Marktturbulenzen gesteigert werden. Bereits eine moderate und damit auch bei den Patienten leichter durchsetzbare Preiserhöhung könnte dann schon ausreichen.