Es begann mit einem Paukenschlag im Vortrag von Frau Prof. Birte Melsen. Ihr Referat „The role of Orthodontics in the regeneration of the degenerateted dentition“ beinhaltete nicht nur die Grundlagen für das Verständnis von Knochenregeneration und Zahnbewegung, sondern auch die präzise Diagnostik und Mechanik zur Behandlung schwierigster Behandlungsaufgaben.
Sie zeigte anhand zahlreicher Fallpräsentationen mit Langzeitergebnissen über 40 Jahre die Notwendigkeiten kieferorthopädisch individueller Lösungen. Es gibt nicht das eine System zur Behandlung komplexer Fälle. „Brainless Orthodontics“ werde heute teilweise vermittelt, wenn behauptet würde, ein bestimmtes System garantiere die Behandlungsqualität – so Frau Prof. Melsen. Ganz im Gegenteil, differenziertes Wissen und die Kenntnisse verschiedenster Mechaniken sicherten den individuellen Langzeiterfolg.
Nahtlos an diese Forderung schloss sich Frau Prof. Ingrid Rudzki mit ihrem Vortrag über „Neue Wege in der kieferorthopädischen Chirurgie?“ an.
Die heute übliche interdisziplinäre Planung und Behandlung von Dysgnathiepatienten erfordere ein hohes Maß an fachübergreifenden Kenntnissen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Kieferorthopäden und Kieferchirurgen ist eine seit über 100 Jahren geforderte und gelebte Kooperation (Blair,Angle,Whipple 1897/1908). Die dazu notwendige Basis verlangt eine das gesamte stomatognathe System umfassende präzise Befundung.
Der Überblick von den Konzepten des „Early Surgery Konzepts“ bis zu zahlreichen Fallpräsentation der interdisziplinären Zusammenarbeit wiederum mit Langzeitergebnissen über die letzten Jahrzehnte bot eine intensive Fortbildung.
Herr Prof. Hans-Peter Bantleon aus Wien überzeugte mit einer Vielzahl von Fallbeispielen und einem intensiven Austausch mit den Zuhörern. Er präsentierte Erwachsenenfälle mit Konzepten zur Bisserhöhung, dem Lückenschluss, der Lückenöffnung sowie Distalisierungmechaniken mit verschiedensten Lösungsansätzen. Seine wissenschaftlich fundierten individuellen Mechaniken, die direkt in den praktischen Praxisalltag übernommen werden können, begeisterten die Zuhörer und wurden angeregt diskutiert.
Kein noch so gutes Behandlungsergebnis ist jedoch zufriedenstellend ohne eine gesicherte Retention.
Zu diesem wichtigen Thema sprach Herr Prof. Michael Wolf aus Aachen. Aber auch in der Retentionsphase mit festsitzenden Retainern können in Einzelfällen Fehlreaktionen auftreten. Mit zahlreichen klinischen Bildern zeigte Herr Prof. Wolf einen aktuellen Überblick über die unterschiedlichsten Retentionsmaßnahmen. Er gab Hilfestellung in der Planung der Retention, um aufgrund wissenschaftlicher Daten Risikofälle herausfiltern zu können.
Abschließend gab der Tagungspräsident Herr Prof. Meyer-Marcotty einen umfassenden Überblick über die Motivation und Behandlungskriterien erwachsener Patienten ab 40+. Er stellte anschaulich dar, welche besonderen Grundlagen und Erfordernisse bei Behandlung von „Best Agern“ erforderlich sind.
Die Zuhörer waren von den angebotenen Themen und der Möglichkeit des direkten Erfahrungsaustausches mit den Referenten im Rahmen einer Podiumsdiskussion zu allen Themen so fasziniert, dass selbst beim Schlusswort der Saal noch gefüllt war.