Die anatomischen Gegebenheiten wie der Verlauf des N. mandibularis inferior oder die Knochenstruktur im Verhältnis zur Lage des betreffenden Weisheitszahnes können den operativen Zugang erheblich erschweren und zu postoperativen Komplikationen wie Nachblutungen, Infektionen, Schädigung der Nerven mandibularis inferior/lingualis oder sogar der Fraktur des Unterkiefers führen.
Die radiologische Diagnostik mittels Orthopantomogramm, gehört heute zur Standarddiagnostik dieser Befunde, jedoch kann in bestimmten Indikationen eine DVT-Aufnahme weiterführende, wichtige Informationen hinsichtlich der OP-Planung liefern.
Fallbericht
Eine 48-jährige, anamnestisch unauffällige Frau wurde wegen einer Infektion regio 48 in unserer Praxis vorstellig. Die klinische Untersuchung ergab den Befund einer ,,dentitio difficilis‘‘ regio 48. die primäre Behandlung bestand zunächst in der antibiotischen Abdeckung (Amoxicillin 500 mg und Metronidazol für 5 Tage) und der chirurgischen Entlastung im Bereich des rechten Unterkieferweisheitszahnes. Der radiologische Befund des Orthopantomogramms ergab einen bis zum kaudalen Kortex tief impaktierten Weisheitszahn mit dem Verdacht einer engen Beziehung zum Nervus mandibularis inferior rechts (Abb. 1).
Aufgrund dieser Diagnose wurde zusätzlich eine DVT Aufnahme regio 48 angefertigt. Anhand dieser konnte nun deutlich der bukkale Verlauf des Mandibularkanals nachgewiesen werden. Dieser Verlauf kann den bukkalen Zugang zum OP-Gebiet erheblich erschweren (Abb. 2).
Des Weiteren stellte sich die kaudale Kortikalis zwar intakt dar, aber die Wurzelspitzen des tief impaktierten Zahnes 48 durchbrechen die linguale Kortikalis, was die Gefahr der Luxation einer Wurzelspitze in das umliegende Gewebe während der operativen Entfernung begünstigen könnte (Abb. 3 und 4).
Eine Luxation einer Wurzelspitze in die sublinguale Region könnte zu unvorhersehbaren Komplikationen im Sinne einer Infektion der oberen Atemwege bis hin zur Abszedierung in den parapharyngealen Bereich führen.
Schlussbemerkung
Die Anfertigung einer DVT-Aufnahme als weiterführende diagnostische Maßnahme sollte bei bestimmten Indikationen in Betracht gezogen werden, da die operative Planung schwieriger Befunde erleichtert beziehungsweise erst möglich gemacht wird und sich dadurch das Risiko postoperativer Komplikationen minimieren lässt.