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Cem Karakaya

Teil 1: Die Geschichte der Verschlüsselung

Sie verstehen die Überschrift nicht? Weil sie verschlüsselt ist. Die Verschlüsselung die ich hier verwendet habe, nennt sich Caesar-Verschlüsselung und gehört zum Symmetrischen Verschlüsselungsverfahren. Genau diese Verschlüsselung habe ich auch bei meinen Liebesbriefen verwendet, die ich damals an meine jetzige Frau verschickte. Ich wollte nicht, dass ihr Vater meine Briefe liest, wenn er sie, wie auch immer, in die Hand bekäme. Ich wollte einfach weiterleben.

Opened laptop and other office stuff on wooden table

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Verschlüsselung nennt man den Vorgang, bei dem ein klar lesbarer Text (Klartext) mit Hilfe eines Verschlüsselungsverfahrens (Kryptosystem) in eine „unleserliche“, das heißt, nicht einfach interpretierbare Zeichenfolge (Geheimtext) umgewandelt wird.

In dem Fall nimmt man einfach das Alphabet:

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z

Um zum Beispiel den Buchstaben „K” zu schreiben, geht man „drei“ Buchstaben im Alphabet zurück und schreibt statt eines „Ks“ ein „H“. Die Anzahl der verschobenen Zeichen bildet den Schlüssel, hier ist es „3“. Die Empfängerin muss in dem Fall unbedingt wissen, wie viele Buchstaben sie vor muss. Für meine Frau hatte ich damals, auf meinem Brief ganz oben rechts, eine zweistellige Zahl geschrieben. Sie musste nur die beiden Ziffern addieren und schon hatte sie den Schlüssel.

Der Schlüssel für den obigen Titel ist auch „3“. Jetzt können Sie den Titel auch lesen. Versuchen Sie es:

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Der umgekehrte Vorgang, die Verwandlung des Geheimtextes zurück in den Klartext ist die Entschlüsselung. Das wissenschaftliche Forschungsgebiet, das sich mit Verschlüsselungsverfahren und ihrer Geschichte beschäftigt, wird als Kryptographie bezeichnet. Das Übertragen eines Chiffretextes in einen Klartext ohne den Schlüssel zu wissen, nennt sich Entziffern. Das Forschungsgebiet, das sich mit der Entzifferung von Geheimtexten beschäftigt, ist die Kryptoanalyse.

Die Verschlüsselung findet man in der ganzen Geschichte der Menschheit. Die Caeser-Verschlüsselung wurde zum Beispiel das erste Mal vor Christi Geburt verwendet. Die Chiffrierscheibe von Alberti aus dem 15. Jahrhundert war das erste mechanische kryptologische Gerät. Enigma war wohl die bekannteste Methode, um Nachrichten mit einer Maschine zu verschlüsseln. Die Vigenère-Chiffre galt lange als unknackbar und wurde erst nach fast 300 Jahren von Charles Babbage systematisch entziffert.

Im 14. Jahrhundert entstand das bis heute am meisten diskutierte Objekt in der Geschichte der Kryptographie: das Voynich-Manuskript. Es geht hier um ein 224 Seitiges Buch, das in einer unbekannten Schrift verfasst wurde. Bis heute ist diese Verschlüsselung nicht gelöst. Ebenfalls ungelöst ist die so genannte Beale-Chiffre, die angeblich die Lage eines Goldschatzes verrät. Einer von drei Teilen der Beale-Chiffre konnte mit Hilfe der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung entschlüsselt werden. Der Schatz wurde noch nicht gefunden, jedoch geht man heute davon aus, dass er in Wirklichkeit auch gar nicht existiert und die gesamte Geschichte erfunden ist.

Ende des 19. Jahrhunderts entstand ein weiteres kryptographisches Rätsel, das bis heute ungelöst ist. Geschrieben vom englischen Komponisten Edward Elgar bei einem längeren Briefwechsel mit der zwanzig Jahre jüngeren Dora Penny. Auch er hatte Liebesbriefe an Dora geschrieben.

Als 1649 König Karl I. von England nach dem 1. Bürgerkrieg in England seinen Kopf verlor, bekamen es plötzlich alle Könige mit der Angst zu tun. Der König in Frankreich, Louis XIV, der Sonnenkönig, wollte ab diesem Zeitpunkt unbedingt wissen, wie sein Volk über ihn denkt und gab den Auftrag, eine neue Behörde zu gründen: das Schwarze Kabinett. Die Aufgabe dieser Behörde war es, jeden einzelnen Brief zu lesen und ihn anschließend wieder so zu verpacken, dass die Bürger es nicht merkten. Sie hatten sämtliche Papiersorten zur Verfügung, nutzten sämtliche Siegel wichtiger Herrschaftshäuser und sämtliche Wachsfarben. Doch nach einer gewissen Zeit, kamen die Leute dennoch hinter die Machenschaften des Schwarzen Kabinetts und verwendete Verschlüsselungstechniken, damit die Behörde nicht mitlesen konnte.

Ab circa 1970 begann die Verschlüsselung mit Computern. Dadurch war es möglich, sehr komplizierte Verschlüsselungstechniken einzusetzen. Nach den Enthüllungen von Edward Snowden wissen wir, dass es mit dem Ausspionieren immer noch zu Ende ist. Der Unterschied ist nur, dass die französischen Bürger damals darauf reagiert haben. Heute kommt es nur sehr selten vor, dass Menschen Gegenmaßnahmen getroffen haben.

Wie heute die moderne Verschlüsselung ausschaut und wie Sie Ihre Nachrichten und Daten ganz simpel verschlüsseln können, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe.

Zum Schluss für Sie noch eine verschlüsselte Nachricht:

Zwo Haxaj eop jqn vq cajeaooaj

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Den Schlüssel finden Sie ganz oben rechts. 😉

Kontakt

Cem Karakaya

arbeitete bis 2003 für die Türkische Interpol in der Abteilung auswärtige Angelegenheiten. Er ist Sachbearbeiter im Bereich "Neue Medien und Internetkriminalität" und seit 2008 Sekretär der Internationalen Polizei Vereinigung (IPA) der Verbindungsstelle München.


Email: neue-medien@blckstone432.de

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