Roundtable: Composite-Systeme und ihr Potential: Mit einfachen Mitteln zum gewünschten Ergebnis

Interview mit Prof. Dr. Dr. Andrej Kielbassa, Dr. Florian Klumpp und Fayçal Iratni

Steigende Ansprüche der Patienten an die Wirtschaftlichkeit, die Individualität und die Ästhetik machen auch vor der zahnärztlichen Füllungstherapie nicht Halt. Eine geeignete Antwort sind moderne Composite-Systeme, die darüber hinaus minimal-invasive und damit substanzschonende Versorgungen ermöglichen. Um sich zu den Potentialen der Werkstoffklasse und den Composite-Lösungen G-ænial und Essentia (von GC) auszutauschen, kamen Vertreter aus Wissenschaft, Praxis und Industrie zu Wort: Prof. Dr. Dr. h. c. Andrej Kielbassa (Danube Private University, Krems), ZA Dr. Florian Klumpp (Pfullingen) und Fayçal Iratni (Head of Marketing and Product Management, GC Europe N.V.).

Medical team composed of doctors and surgeon smiling at camera and examining a patient's x-ray image of human spine, teamwork and assistance concept

Herr Prof. Kielbassa, welche Eigenschaften sollte ein „ideales“ Restaurationsmaterial Ihrer Meinung nach haben und inwieweit entsprechen moderne Composites diesem Ideal?

Prof. Dr. Dr. Andrej Kielbassa: Neben einer niedrigen Abrasion und einer dichten adhäsiven Bindung an die Zahnhartsubstanzen sollten moderne Composites niedrige Schrumpfungswerte und eine gute Farbbeständigkeit aufweisen. Die Palette an heute verfügbaren Composites ist dabei bereits sehr groß. Von niedrig- bis zu hochviskösen Materialien ist alles verfügbar. Ohne Frage, mit dem feingliedrigen Angebot an Composites lässt sich mittlerweile das gesamte Einsatzspektrum der restaurativen Zahnheilkunde auf ästhetisch ansprechende Weise abdecken. 

Frage 2: Herr Iratni, GC hat mit G-ænial ein bewährtes Composite-System im Produktportfolio, dem Anwender seit Langem vertrauen. Welche Entwicklungsidee lag dem Composite zugrunde?

Fayçal Iratni: G-ænial basiert auf der Idee, eine standardisierte Lösung für alle Zahnärzte anzubieten: Für viele Restaurationen benötigt der Zahnarzt nur eine Farbe, um ästhetische Ergebnisse zu erzielen. Allerdings kann er die Ästhetik durch Hinzufügen von weiteren, dem Patientenalter entsprechenden Schmelzfarbtönen, zusätzlich erhöhen. Die Materialeigenschaften von G-ænial bewirken eine einzigartige Lichtstreuung. Dies ist das Geheimnis hinter dem Chamäleoneffekt des Produktes, welcher die Restaurationen nahezu unsichtbar erscheinen lässt.

Frage 3: Herr Dr. Klumpp, welche Erfahrungen haben Sie bezüglich der Ästhetik von G-ænial in ihrer Praxis gemacht?

Dr. Florian Klumpp: Um eine natürliche Ästhetik zu erreichen, setzt das Composite-System G-ænial auf ein überschaubares Farbsystem, mit dem großflächige Restaurationen sicher gelingen. Zum anderen ist der Chamäleoneffekt des Werkstoffs sehr überzeugend. Er hilft dabei, bei kleinen Defekten oder Formveränderungen ein optimales farbliches Ergebnis zu erzielen. Gute Modellier- und Polierbarkeit ermöglichen zudem eine natürliche Oberflächentextur.

Frage 4: Für welche Fälle und Indikationen setzten Sie welches G-ænial-Composite ein?

Dr. Florian Klumpp: Für die Seitenzahnfüllung verwende ich als „Liner” G-ænial Flow X, bei verfärbtem Dentin ein opakes Flowable, wie beispielsweise den Masking Liner des Essentia-Systems. Die Rekonstruktion erfolgt einfarbig mit G-ænial Posterior. Hier ist mir ein hoher Fülleranteil und somit Belastbarkeit und Funktionalität sehr wichtig. Lediglich sehr kleine Klasse-I- und Klasse–II-Defekte versorge ich rein mit G-ænial Universal Flo. Hier kommt dem Composite seine hohe Standfestigkeit bei ausreichender Fließfähigkeit zugute. Für Klasse-V-Kavitäten nutze ich, wie zuvor erwähnt, entweder ausschließlich G-ænial Universal Flo oder einen Mix aus G-ænial Universal Flo und G-ænial Anterior. In der Front kommt für kleinere Defekte G-ænial Flo X beziehungsweise sowohl G-ænial Universal Flo als auch G-ænial Anterior mit den Universalfarben und ihren guten Chamäleon-Eigenschaften zum Einsatz. Bei größeren Restaurationen in der Front nutze ich ebenfalls G-ænial Anterior – die anatomische Schichtung mit opaken Dentin- und transluzenten Schmelzschichten erleichtert hier die Arbeit. Außerdem sind die guten Modelliereigenschaften der Schmelzmassen wichtig, um eine natürliche Oberflächenstruktur zu erhalten. Zum Aufbau von Funktionsflächen im Seitenzahnbereich nutze ich G-ænial Universal Flo, mit dem neue Kauflächen mittels Silikonstempel (kristall PERFECT, Müller-Omnicron) – der zuvor über ein Wax-up im Labor hergestellt wurde – einfach und sicher übertragen werden können. 

Frage 5: Welche Vorteile sehen Sie darin, auf ein abgestimmtes Werkstoff-System eines einzelnen Herstellers zu setzen?

Fayçal Iratni: Bei der G-ænial-Familie verwenden wir für alle Produkte das gleiche Farbsystem – sowohl bei G-ænial Anterior und Posterior als auch bei G-ænial Universal Flo und G-ænial Flo X. Dadurch kann der Anwender einfach und in standardisierter Weise auf die Farben zurückgreifen. Ergänzend hierzu wurden die GC-Bonding-Produkte Gænial Bond und G-Premio BOND entwickelt, um die höchste Leistungsfähigkeit aus den Restaurationen herauszuholen. Alle Lösungen basieren dabei auf Kern-Technologien von GC, deren Leistungsfähigkeit bereits mit früheren Produkten wie G-Bond und Gradia Direct in neunjährigen klinischen Studien nachgewiesen wurde.

Frage 6: Herr Dr. Klumpp, wo sehen Sie als Anwender die Vorteile?

Dr. Florian Klumpp: Wenn man als Anwender auf abgestimmte Systeme setzt, hat das den Vorzug, dass ein optimales Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Komponenten sichergestellt ist. Mit Blick auf das Werkstoffportfolio von GC sehe ich den Vorteil einer großen Variabilität in Bezug auf die Materialauswahl und -kombination – bei gleichbleibend hoher Qualität.

Frage 7: Welche weiteren Erfahrungen haben Sie mit G-ænial gemacht?

Dr. Florian Klumpp: Durchweg sehr gute. Die Modelliereigenschaften sind optimal und die Farbwiedergabe ist ebenfalls sehr gut. Hervorzuheben ist die Applikationsform von G-ænial Flo X und G-ænial Universal Flo. Die spezielle Spritze verfügt über einen sehr dünnen, biegsamen und langen Applikator, der in vielen Situationen die Arbeit enorm erleichtert. 

Frage 8: Herr Iratni, G-ænial setzt ein altersspezifisches Farbauswahlsystem ein. Können Sie dieses kurz beschreiben?

Fayçal Iratni: Die Schmelzfarben wurden so entwickelt, dass sie den altersspezifischen Veränderungen des Zahnschmelzes entsprechen: von opak und weiß bei jüngeren Patienten zu transluzent und chromatisch bei älteren Patienten. Basierend auf dieser Entwicklung bietet die G-ænial-Familie drei Haupt-Schmelzfarben: Junior Enamel, Adult Enamel und Senior Enamel. 

Frage 9: Wie gestaltet sich die Arbeit mit diesem Farbsystem?

Dr. Florian Klumpp: Im Großen und Ganzen vereinfacht diese Einteilung das Arbeiten deutlich. Vor jeder Restauration im ästhetischen Bereich muss für ein optimales Ergebnis aber dennoch ein Farbtest durchgeführt werden – denn unter Umständen kann auch einmal die nicht altersentsprechende Farbe die richtige Wahl sein.

Fayçal Iratni: An dieser Stelle möchte ich auf ein praktisches Hilfsmittel verweisen: Der GC Restorative Guide, eine App für das iPhone (Anm. der Redner: die App „GC Restorative Dentistry Guides“ ist erhältlich im App Store), hilft Anwendern, wenn sie Rat bei der Farbauswahl benötigen. In der App finden sie Hilfestellung, um stets die besten ästhetischen Ergebnisse zu erzielen.

Frage 10: Herr Dr. Klumpp, welches Feedback erhalten Sie von Ihren Patienten speziell zur Ästhetik von G-ænial-Restaurationen?

Dr. Florian Klumpp: Nach sorgfältig erledigter Arbeit erhalten wir durchweg positive Rückmeldungen. Der Versorgungserfolg hängt aber ganz klar nicht nur von dem verwendeten System ab, sondern insbesondere von der richtigen Anwendung der Komponenten.

Frage 11: Herr Iratni, welche Rückmeldung erhalten Sie als Unternehmen von den Zahnärzten?

Fayçal Iratni: G-ænial ist genial! Das ist es, was uns die Zahnärzte immer wieder versichern. Sie sind von der Benutzerfreundlichkeit, Verarbeitungszeit und der „nichtklebrigen“ Konsistenz angetan. Insgesamt schätzen sie die langanhaltenden und hochästhetischen Ergebnisse – ebenso wie ihre Patienten.

Frage 12: Werfen wir zum Schluss noch einmal einen Blick in die dentale Kristallkugel: Welche Rolle könnten Composites in der Restaurativen Zahnheilkunde in 10 bis 15 Jahren spielen?

Prof. Dr. Dr. Andrej Kielbassa: Ich gehe davon aus, dass Composites in absehbarer Zeit eine unverändert hohe, wenn nicht sogar steigende Bedeutung haben werden, zumal größere prothetische Versorgungen bei den kommenden Generationen wohl nicht mehr so häufig wie früher erforderlich sein werden. Die Zukunftsfähigkeit des Werkstoffs sehe ich voll und ganz gegeben. Wichtige Aspekte, wie die minimal-invasive Anwendung, haben wir ja bereits besprochen. Wenn man auf den Material-Mix in den Praxen und damit die Verteilung im Vergleich zu alternativen Werkstoffen schaut, gehe ich momentan davon aus, dass Composites auch zukünftig das Rückgrat der restaurativen Zahnheilkunde darstellen werden.

Dr. Florian Klumpp: In unserer Praxis ist nach wie vor Keramik – allen voran Lithiumdisilikat – das Mittel der Wahl. Sie bietet großartiges Zukunftspotential in Sachen Handling, Langlebigkeit und biologische Eigenschaften. Ergänzend werden Zirkon und Composite wichtig bleiben. Spannend finde ich die aktuellen Entwicklungen in Bezug auf moderne Hybridkeramiken in Kombination mit den Möglichkeiten, die CAD/CAM schon heute bietet und zukünftig noch erschließen wird. 

Frage 13: Wo sehen Sie die zukünftigen Herausforderungen in der Restaurativen Zahnheilkunde und was macht Composites diesbezüglich zu den Materialen der Wahl?

Dr. Florian Klumpp: Von Seiten der Anwender wird es eine große Herausforderung sein, die schnelle Entwicklung in Sachen Material und digitalem Workflow kontinuierlich zu verfolgen und im richtigen Moment das eigene Konzept entsprechend anzupassen beziehungsweise zu optimieren. Für minimalinvasive, zeit- und kostensparende Therapieansätze sind Composite-Materialien ideal. Ein gut aufeinander abgestimmtes flexibles System wie G-ænial eignet sich hier besonders.

Fayçal Iratni: Auch ich denke, dass sich ein Großteil der Zahnbehandlungen künftig auf direkte (und weniger auf indirekte) Restaurationen konzentrieren wird, und dass vor diesem Hintergrund Composites mit Blick auf einen minimalinvasiven Therapieansatz eine zunehmend wichtige Rolle spielen werden. Eine große Herausforderung wird zukünftig zudem die Behandlung älterer Bevölkerungsgruppen darstellen. Im Rahmen der von GC entwickelten Minimum Intervention-Philosophie erforscht GC Lösungen, die es erlauben werden, diese Bevölkerungsgruppe in allen Lebensphasen zu behandeln. Die G-ænial-Familie ermöglicht es dem Zahnarzt schon heute, unter verschiedensten Viskositäten zu wählen, was besonders nützlich ist, um beispielsweise Wurzelkaries zu behandeln. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Kontakt

Prof. Dr. Dr. h. c. Andrej M. Kielbassa

Dekan


Zentrum für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Universität für Zahnmedizin Danube Private University (DPU) Steiner Landstraße 124 3500 Krems Österreich

Dr. Florian Klumpp


Praxis Dr. Michael Fischer Hohe Strasse 9/1 72793 Pfullingen

Fayçal Iratni

Head of Marketing and Product Management


GC Europe N.V. Interleuvenlaan 33 3001 Leuven

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