Rehabilitation nach Frontzahntrauma

Dr. Uwe Friedrich, ZTM Mario Horn, Champions Implants
Dr. Uwe Friedrich

Der 46-jährige Neupatient stellte sich mit einem am Knochen frakturierten Zahn 11 in unserer Praxis vor. Aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit mit viel Publikumsverkehr bestand sein Wunsch in einer ästhetischen, knochenerhaltenden und vor allem schnellen Versorgung.

Abb9

Die Aufnahme des Erstbefundes zeigte eine solide Versorgung des Gebisses einzig mit einer unversorgten Lücke in regio 36. Die Oberkieferfront war umfangreich mit teils zirkulären Kompositfüllungen versorgt und die Überkronung zur weiteren Frakturprophylaxe indiziert. Mit den beiden suffizienten Brückenversorgungen im ersten und zweiten Quadranten war der Patient soweit zufrieden, wollte für den Frontzahnbereich jedoch aufgrund damals anfänglicher Schwierigkeiten eine implantologische Lösung. Die Mundhygiene war auffallend gut, wobei der Patient bereits anamnestisch angab, bereits mehrfach aufgrund (einer auch mittels Keimtest bestätigten) aggressiven Parodontitits behandelt worden zu sein. Bei diesen sehr günstigen Voraussetzungen konnte sofort mit der Planung der Interims- und der definitiven Versorgung begonnen werden.

Gemeinsam mit dem Patienten entschieden wir uns für die Überkronung der gesamten Oberkieferfront (12 bis 22) und ein Sofortimplantat bei 11. Als Interimsversorgung war eine laborgefertigte Brücke auf den bereits endgültig präparierten Zahnen 12 und 21 geplant. Der Patient war mit der Planung einverstanden und der Umsetzung gegenüber aufgeschlossen. Mit geschientem und somit stabilisiertem Frontzahnfragment verließ der Patient vorläufig unsere Praxis.

In der ersten Sitzung, circa drei Wochen nach dem Zahntrauma, wurden die Zähne 12 und 21 für ein Langzeitprovisorium unter Lokalanästhesie präpariert und das supragingivale Fragment des 11 entfernt. Anschließend wurde ein Praxisprovisorium gefertigt, welches der Patient bis zum Eingliedern des laborgefertigten Langzeitprovisoriums erhielt. Aus Gründen der Ästhetik, wurde für die Implantation eine eher ungewöhnliche Vorgehensweise vereinbart. So sah die Planung vor, zum Erhalt der Knochenverhältnisse Teile des extrahierten Zahnes als autologes Knochenersatzmaterial mittels der Smart Grinder Methode(1,2) zu verwenden. Der Patient erklärte sich bereit, die Implantation sowohl im Rahmen einer implantologischen Fortbildung als Live-OP als auch zur langfristigen Überprüfung des Ergebnisses mit Videodokumentation durchführen zu lassen.

Implantologisches Vorgehen

Die Sofortimplantation fand Mitte Juni statt. Die Wurzel konnte problemlos und vor allem atraumatisch entfernt werden. Dazu wurde sie mittels Elevatorien und graziler Zangen extrahiert, auf eine einfachere und schnellere Osteotomie wurde verzichtet. Die anschließende Bohrung erfolgte leicht nach palatinal versetzt am Fundus der Alveole. Diese minimal-invasive Methode erspart dem Patienten unnötige Schmerzen durch Ablösen des Periosts. Weiterhin wird der gesamte Behandlungszeitraum bis zur definitiven Versorgung deutlich (mindestens um 3 Monate, eher noch mehr) reduziert. Ein 12 mm langes zweiteiliges (R)Evolution Implantat der Firma Champions Implants konnte mit einer Primärstabilität von über 35 Ncm inseriert werden. Der Vorteil dieses Systems ist der sogenannte Shuttle. Gleichzeitig Einbringpfosten und Gingivaformer garantiert er die Bakterienfreiheit des Implantatinnenraumes bis zur prothetischen Versorgung und erspart dem Behandler unnötiges Umschrauben von Bauteilen während der OP und dem Patienten die Freilegungsoperation, wie sie bei klassischen Implantationsprotokollen verlangt wird.

Knochenersatzmaterial aus frakturiertem Zahn

Zeitgleich mit der Insertion des Implantates wurde der frakturierte Zahn gesäubert und im Smart Grinder aufbereitet. Hierfür wird dieser in einer Kammer ähnlich einer Kaffeemühle zerkleinert. Die Knochenpartikel in der richtigen Körnungsgröße verbleiben in dem dafür vorgesehenen Auffangsieb. Dieses Granulat wird in eine Cleanserflüssigkeit gegeben, welche nicht erwünschte organische Anteile aus dem Granulat entfernt und abschließend mit einer Neutralisationsflüssigkeit gepuffert. Das so aufbereitete biologische Knochnersatzmaterial wurde im nächsten Schritt zwischen Implantat und vestibulärer Knochenwand eingebracht und ohne zusätzlichen Wundverschluss dort belassen. Die Konsistenz des Granulates ist sehr klebrig, was zum einen die Applikation deutlich vereinfacht und auch dafür sorgt, dass das Material nicht mittels Membran beziehungsweise Gingivalappen abgedeckt werden muss. Durch den hohen Anteil des Knochenersatzmaterials an körpereigenen Wachstumsstoffen (BMPs, der Wert der im menschlichen Zahn befindlichen Stoffe ist bedeutend höher als der des menschlichen Knochens), bildet sich in sehr kurzer Zeit ein stabiles Blutkoagel und eine offene Wundheilung ist problemlos möglich.

Zur Ausformung des späteren Emergenzprofils wurde noch eine Gingiva-Clix auf den Shuttle aufgesteckt. Das Provisorium wurde im Bereich 11 so beschliffen, dass es mit dem Implantat nicht in Kontakt kommen konnte und die Einheilung nicht gestört wurde.

Beeindruckend war (typisch für dieses OP-Vorgehen), dass der Patient bereits direkt nach der OP wieder essen konnte und auch am folgenden Tag außer leichte Extraktionsschmerzen keinerlei Auffälligkeiten bemerkte. Lediglich eine Schmerztablette hatte der Patient vor der OP prophylaktisch zu sich genommen. Weitere Analgetika waren nicht erforderlich.

Prothetische Versorgung

Mitte August 2017 wurde schließlich noch der Zahn 22 für die prothetische Versorgung beschliffen. Die Region um das Implantat war die gesamte Zeit über absolut entzündungsfrei. Das Einbringen des autologen KEM in die Extraktionsalveole hatte dafür gesorgt, das Knochenniveau im OP-Gebiet stabil zu halten. Es war keine Resorption in regio 11 ersichtlich.

Am 26. September 2017 wurden dann die definitiven Kronen eingesetzt. Das Abschlussbild zeigt einen sichtlich zufriedenen Patienten und auch wir sind mit dem Ergebnis dieses aus chirurgischer und prothetischer Sicht anspruchsvollen Falles sehr zufrieden. An dieser Stelle gilt unser besonderer Dank dem Labor DentalArt in Dresden, welches die speziellen Patientenwünsche extrem schnell und reibungslosen umgesetzt hat.

Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion der Barometer Verlagsgesellschaft mbH angefordert werden.

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