Neuversorgung 46, 47

Gordon Kautzsch
Gordon Kautzsch

Glasfaserstift, Stumpfaufbau und Kronenpräparation

Dentale Restaurationen bedürfen vieler aufeinander perfekt abgestimmter Arbeitsschritte mit hervorragenden Materialien. Um den Workflow übersichtlich und effizient zu gestalten, können universelle Adhäsivsysteme zum Einsatz kommen. Zusammen mit Tokuyama Dental haben wir vier Praxen gesucht, welche das wirklich universelle Adhäsivsystem Universal Bond II klinisch erproben und ihre Erfahrungen in Form von Fallberichten vorstellen. Im folgenden Beitrag lesen Sie, wie Zahnarzt Gordon Kautzsch aus Leipzig bei einem Patienten eine Neuversorgung der Zähne 46 und 47 mit Glasfaserstift, Stumpfaufbau und anschließender Kronenpräparation durchführte.

Ausgangssituation & Planung

Im April 2020 stellte sich der beschwerdefreie Patient erstmalig in der Praxis mit dem Wunsch nach Begutachtung und Behandlung vor. Dabei wurde ein PSI mit Werten von 3 bis 4, einer maximalen Taschentiefe von 8 mm und Karies an den Zähnen 15, 13, 12, 11, 21, 22, 26, 27 und 47 festgestellt. Wir fertigten ein erstes OPG zur Sicherung der Diagnose und in Vorbereitung auf die bevorstehenden Behandlungsmaßnahmen an, welches wir mit dem Patienten gemeinsam auswerteten und Folgetermine planten.

Der Patient wünschte eine Sanierung und die quadrantenweise prothetische Neuversorgung. So erfolgten zunächst Füllungstherapien der Zähne 13, 12, 11, 21, 22 und 47. Zahn 47 wies bei verzögerter Reaktion auf Kältespray eine cervikale profunde Karies auf, die wir zunächst mit Ledermix und Hoffmann Zement provisorisch verschlossen haben. Außerdem erfolgte eine Aufklärung über eine zu erwartende Wurzelkanalbehandlung. Im Juli wurde die parodontologische Behandlung mit simultaner Entfernung der Brücke des ersten Quadranten, der Extraktion des kariös zerstörten Zahnes 15 und eine langzeitprovisorische Versorgung durchgeführt. Die prothetische Neuversorgung der Zähne 13, 14 und 17 fand im Oktober ihren Abschluss.

Im Januar 2021 startete die prothetische Neuversorgung des zweiten Quadranten, die vorhandene Brücke mit CORONAflex beschädigungsfrei entfernt, der Zahn 26 wurzelkanalbehandelt, 27 mit Komposit versorgt und die Brücke 23 nach 26 im Juni eingesetzt.

Auf einen erneuten Test mit Kältespray zeigte Zahn 47 weiterhin eine verzögert positive Reaktion. Ein Kontrollröntgenbild ergab den zusätzlichen Befund des insuffizienten Kronenrandschlusses an 46 mit Sekundärkaries (Abb. 1). Zahn 47 wurde unter Entfernung der insuffizient gewordenen Inlayversorgung mit einer großflächigen Kompositfüllung (modbu) versorgt. Im August 2021 wurde ein neuer klinischer Befund mit der Diagnose eines insuffizienten Kronenrandschlusses und profunder Karies an 36 diagnostiziert, die Brücke im Oktober entfernt, die Nichterhaltungswürdigkeit der Zähne 36 und 38 festgestellt (Abb. 2) und Zahn 36 zunächst extrahiert. Ein erneuter Kältesensibilitätstest an Zahn 47 fiel nun negativ aus und die Wurzelkanalbehandlung des Zahnes wurde eingeleitet. Die Krone an 46 wurde im Dezember entfernt, die Karies exkaviert, die Wurzelfüllung revidiert und der Zahn mit Komposit gesichert (Abb. 3).

Im Februar 2022 erfolgten die Wurzelfüllungen der Zähne 46 und 47 (Abb. 4 und 5). Der Abschluss der Behandlung wurde mit dem Setzen der Glasfaserstifte am 21.06. eingeleitet. Nach Full-Mouth-Disinfection – FMD mit 0,2-prozentigem CHX erfolgte die Präparation der Wurzelkanäle unter Kofferdam und zusätzlicher Abdichtung mit flüssigem Dam (OpalDam). Zunächst wurde der provisorische Kavitätenverschluss (Cavit) 46 und 47 mit Hilfe des ZEG entfernt (Abb. 6 und 7).

Der distale Kanal wies jeweils die geringste Krümmung und den einfachsten Zugangsweg auf und wurde als Stiftbett gewählt, die beiden mesialen Kanäle sollten als Retentionen/Verzapfungen dienen. Dazu wurde der distale Kanal mit den mitgelieferten Präparationsbohrern bei 46 für den roten Glasfaserstift (TOKUPOST rot) auf 12 mm Tiefe vorbereitet, für Zahn 47 erfolgten die Arbeitsschritte zur Aufnahme des TOKUPOST orange 70/ Länge 13 mm (Abb. 8 und 9). Das Kanalbett wurde mehrfach zur Reinigung mit physiologischer Kochsalzlösung gespült. Kanal und Kavität haben wir säuregeätzt und anschließend mit Tokuyama (Universal Bond II) benetzt. Dieses wurde verblasen, der Glasfaserstift mit ESTECEM II PLUS white opaque eingesetzt und lichtgehärtet.

Die mesialen Kanaleingänge haben wir mit Dentsply SDR U gefüllt und die restliche Kavität schichtweise unter jeweils 15 Sekunden Lichthärtung mit ESTELITE ASTERIA A3B aufgefüllt (Abb. 10 und 11). Abschließend erhielt Zahn 46 noch einen der Zahnform entsprechenden Aufbau mit ESTELITE ASTERIA A3B (Abb. 12). Die Glasfaserstifte deckten wir hierbei mit einer Schicht Komposit ab.

Die spätere (11.07.2022) Stumpfpräparation für zwei Vollzirkonkronen erfolgte mit herkömmlichen Diamantschleifern. Die Situationsabformung für die Herstellung der Provisorien der zu präparierenden Zähne führten wir mit Kettenbach Panasil Putty und die Abformung des Oberkiefers mit Zhermack Pinkalgin 5 durch. Zur tiefen Retraktion der Gingiva vor der Präzisionsabformung, wurden 3M Astringent Retraction Paste in Kombination mit Coltene Whaledent Comprecap anatomic und zwei ungetränkten Retraktionsfäden Ultradent Ultrapak Größe 00 und 0 verwendet. Die Abformung erfolgte nach Fadenentfernung und Abspülen der Paste einzeitig als Silikon- Doppelmischabformung (Zhermack hydrorise putty und light body). Zur Bissnahme kam Zhermack Occlufast Rock zum Einsatz. Die provisorischen Kronen wurden mithilfe des zu Beginn gefertigten Silikonschlüssels aus DMG Luxatemp Star hergestellt und mit Kerr Temp-Bond NE eingesetzt.

Einsetzen der Vollzirkonkronen

Nach einer Ersteinprobe am 19.07.2022 wurden die approximalen Kontaktpunkte im zahntechnischen Labor noch einmal verstärkt und der Patient zur definitiven Befestigung am 21.07.2022 erneut einbestellt (Abb. 13 bis 15).

Nachdem die Provisorien mit dem Excavator abgenommen wurden und verbliebene Temp-Bond-Reste entfernt waren, folgte die Reinigung der Zahnstümpfe mit Ethanol (Abb. 16). Die Zirkonkronen konnten einprobiert und auf Randschluss und Approximalkontakt überprüft werden. Zum definitiven Einsetzen wurden die präparierten Stümpfe und Kronen mit Tokuyama Universal Bond ll benetzt, verblasen, getrocknet und die Kronen mit ESTECEM II PLUS Universal eingesetzt. Grobe Zementüberschüsse wurden initial mit Sonde, Schaumstoffpellett, Zahnseide und Interdentalraumbürstchen entfernt, verbliebener Zement nach Lichtinduktion und Härtung finiert und abschließend die Okklusion in Statik und Dynamik überprüft (Abb. 17).

Zwischenzeitlich erfolgte die implantologische Versorgung des dritten Quadranten mit zwei Straumann Standard Plus Implantaten Regio 35 und 37 und die Entfernung des Zahnes 38. Die prothetische Versorgung mit der Neuüberkronung des Zahnes 34 wird im Oktober abgeschlossen. Abschließend bleibt noch die Erhaltungswürdigkeit der mit einem insuffizienten Randschluss versehenen Kronen 44 und 45 neu zu beurteilen und gegebenenfalls eine Neuversorgung mit dem Patienten in 2023 einzuplanen.

Fazit

Das neue Universal Bond II von Tokuyama Dental kann man mit Recht als universelles Bonding bezeichnen. Es ist einfach im Handling und man erzielt bei weniger Arbeitsschritten vergleichbare Ergebnisse wie mit bisherigen Bondingsystemen. In Verbindung mit ESTECEM II PLUS konnte für unseren Patienten eine ästhetisch gute Versorgung realisiert werden.

Ich bedanke mich für die Möglichkeit, an dieser Klinischen Erprobung teilnehmen zu können. Die Produkte stellen einen echten Mehrwert für dentale Restaurationen dar und werden zukünftig auch weiterhin Anwendung in unserer Praxis finden.

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