Hierzulande werden Nylon-Kunststoffe noch vergleichsweise wenig angewendet. Hiesige zertifizierte Valplast Labore (wie Weck Dental Technik, Solingen) verzeichnen jedoch seit einiger Zeit eine deutlich steigende Nachfrage.
Werkstoffkundliche Einordnung
Nylon ist ein hydrophiles Polyamid, das je nach Konfiguration zwischen 200 und 350 °C plastisch wird und bei etwa sechs Bar Druck in eine Hohlform injiziert werden kann. Die Bezeichnung Polyamid weist auf die Anordnung von Amidgruppen (-CONH) hin, die in unterschiedlich lange Carbonketten eingebaut sind. Moderne Nylonmaterialien sind Hybrid-Kompositionen verschiedener Polyamidmoleküle. Valplast ist nach der CE-Norm als Medizinprodukt der Klasse 2a für die Verwendung als dauerhafter Zahnersatz zertifiziert und erfüllt die strengen Normen der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA.
Indikationsbereiche
Biokampatibel, bruchfest und flexibel – diese drei Eigenschaften zeichnen Valplast aus und eröffnen dem Werkstoff ein interessantes Indikationsfeld.
Da chemisch gesehen keine Verwandtschaft mit PMMA besteht und Nylon-12 als Thermoplast deutlich weniger eluierbare Substanzen enthält, ist es eine echte Alternative für Patienten mit Methylmethacrylat-Allergie. Tatsächlich waren bei einer quantitativen Analyse der eluierbaren Bestandteile im wässrigen Eluat aus Valplast durch das Walter-Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie der LMU keine Substanzen detektierbar. Valplast ist frei von MMA-Restmonomer sowie Benzoylperoxid. Das Gutachten bescheinigt dem Prothesenwerkstoff daher eine hohe Verträglichkeit. Dank ausreichender Elastizität können Halteelemente unter Verzicht auf Metallklammern in einem Stück aus dem Nylon mitgepresst werden. Das eröffnet neue Therapiemöglichkeiten für Patienten mit unklaren Intoleranzerscheinungen und für Metallphobiker.
Zudem ist Valplast wegen seiner hohen Bruchfestigkeit bei gleichzeitig großer Elastizität (kleines E-Modul) mechanisch wesentlich widerstandsfähiger als andere Prothesenbasismaterialien. In einer werkstoffkundlichen Untersuchung wurde der E-Modul von Polyamid-12 nach 1.000, 3.000 und 7.000 Thermozyklen (5 °C und 55 °C) im 3-Punkt-Biegeversuch bestimmt. Er lag bei bei 835±52 Nmm-2 (n=10, Mittelwert, SD) ohne signifikante Änderung nach künstlicher Alterung. Auch die Oberflächengüte blieb davon unberührt.
Eine Auswahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen wird auf Anfrage gerne von Weck Dental Technik an Interessierte übermittelt.
Erfahrungswerte
Bei Weck Dental Technik haben wir die Erfahrung gemacht, dass Valplast äußerst filigrane Konstruktionen ermöglicht, die leichter als herkömmliche Kunststoffprothesen sind. Die Resonanz von Patienten bzw. den behandelnden Zahnärzten ist sehr gut. Das Material absorbiert keine Gerüche und punktet in ästhetischer Hinsicht dadurch, dass es plaque- sowie verfärbungsunempfindlich ist und dank seiner Transluzenz die natürliche Zahnfleischfarbe des Patienten durchscheinen lässt. Es ist belegt, dass die Wasseraufnahme von Polyamid-12 entgegen der weit verbreiteten Auffassung sogar unter derjenigen der üblichen PMMA-Materialien liegt.
Wir fertigen neben Teilprothesen unter anderem auch Interims- und Immediatversorgungen (zum Beispiel auf Implantaten) und Kinderprothesen aus Valplast. Roggendorf et al. ermittelten in einer Cross-over-Studie, dass bei Patienten aller Altersgruppen Polyamid-Interimsersatz im Vergleich zu konventionellen PMMA-Versorgungen zu einer signifikanten Zunahme der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität (MLQ) führt. Wesentliche Aspekte bei der positiven Bewertung waren Ästhetik, Passung und Adaptation. Die flüssig gelagerten Versorgungen werden innerhalb von fünf Werktagen an die Praxis geliefert. Das beiliegende Sicherheitshologramm bezeugt, dass es sich um original Valplast handelt.