IPS Style®

Aiham Farah, Ivoclar
Aiham Farah

Für anspruchsvolle Situationen – Fallbericht 1 und 2

In den letzten zwei Jahrzehnten wurde eine neue Ära in der Entwicklung vollkeramischer Materialien eingeläutet. Diese Entwicklung wurde durch die Erwartung besserer Restaurationsergebnisse seitens der Patienten vorangetrieben. Die neuen Restaurationen bieten eine ausgewogene Balance aus Biokompatibilität, Ästhetik und mechanischer Stabilität, den drei wichtigsten Erfolgsfaktoren in der restaurativen Zahnheilkunde.

Konventionelles Zirkonoxid ist biokompatibel und weist eine hohe Festigkeit auf. Es entsprach in den Anfängen jedoch nicht den ästhetischen Ansprüchen der Patienten. Glaskeramik hingegen war ebenfalls biokompatibel und ästhetisch ansprechend, jedoch nicht widerstandsfähig genug, um ein breites Feld von Indikationen abzudecken. Die Einführung von Lithiumdisilikat-Glaskeramik, die Ivoclar der Welt in Form von IPS e.max Press und IPS e.max CAD vorstellte, führte zu einer Erhöhung der Festigkeit von Glaskeramiken und dadurch zu einer Indikationserweiterung der Vollkeramik in der Zahnheilkunde.

Parallel dazu gab es auch im Bereich der Metallkeramik Weiterentwicklungen. Die Materialien haben sich bewährt und verfügen über herausragendes Potenzial: Die Millionen seit Jahrzehnen eingesetzten metallkeramischen Restaurationen weisen hohe In-Vitro- und In-Vivo-Überlebensraten auf. 1962 begann die Entwicklung der Metall-Keramik-Systeme und kam nie zum Stillstand. Sie schritt kontinuierlich voran, bis Ergebnisse erzielt wurden, die jenen des IPS e.max-Systems auf ästhetischer Ebene ebenbürtig waren. 2015 wurde ein weiterer entscheidender Meilenstein gesetzt: Ivoclar brachte auf der Grundlage von 40 Jahren Erfahrung in diesem Bereich die erste Metallkeramik mit einer neuartigen Kristallstruktur namens Oxyapatit heraus.

Was ist IPS Style Ceram?

Die niedrigschmelzende, feldspatfreie Verblendkeramik besteht aus einer Mischglaskeramik, die Leuzit, Fluorapatit und Oxyapatit als Kristallphase enthält. Dies trägt zu einer einzigartigen Optik und Handhabung bei.

Wie funktioniert IPS Style Ceram?

Oxyapatit-Kristalle reflektieren das einfallende Licht in einem hohen Ausmaß, was zu einem Tiefeneffekt führt. Da Oxyapatit-Kristalle Bestandteil aller farbtragenden Komponenten sind (vom Opaquer bis zu den Schneidemassen), kann die Transluzenz der Restaurationen nach Bedarf angepasst werden. Wir führten einige Anwendungsversuche an einem Modell durch, um herauszufinden, wie die Schichtung der Massen funktioniert. Das Bild weiter unten zeigt einen dieser Tests. (Abb. 1)

Ein Gefühl für das Material zu erhalten ist unerlässlich, um die beiden Produktvorteile erfolgreich nutzen zu können:

  • Optimiertes Schrumpfverhalten und eine hohe Stabilität bei wiederholten Brennvorgängen.
  • Natürliche Transluzenz und hohe Helligkeit.

In diesem Artikel werden zwei Fallberichte von klinischen Fällen dokumentiert:

  1. Die Abdeckung starker Verfärbungen durch die keramische Schichtung von IPS Style Ceram auf einem Legierungsgerüst.
  2. Die Kombination von IPS e.max Press mit IPS Style, indem ein Frontzahnveneer auf einem feuerfesten Stumpfmodell mit IPS Style Ceram gefertigt wurde und die Frontzahnkrone daneben mithilfe der Press- und Schichttechnik, gefertigt aus IPS e.max Press & Ceram.

Die Abbildungen im Text zeigen die die einzelnen Schritte im Labor.

Fallbericht 1

Ausgangssituation

Ein Patient wurde in der Klinik mit vier bestehenden Metallkeramikkronen vorstellig. Das Hauptanliegen des Patienten waren seine Kronen, die seine ästhetischen Anforderungen nicht erfüllten.

Die klinische und radiologische Untersuchung ergab Kronenüberhänge und Randundichtigkeiten, die eine parodontale Rezession zur Folge hatte. Zudem wiesen die Kronen eine zu hohe Opazität auf und wir entschieden, sie zu ersetzen.

Es wurden eine Bilddokumentation und Studienmodelle erstellt und ein Wax-up des angestrebten neuen Designs angefertigt. Die Kronen wurden entfernt, die Stümpfe gereinigt und die subgingivalen Präparationsgrenzen definiert. (Abb. 2 a, b, c)

Hintergründe aus Laborsicht

In Fällen mit starken Verfärbungen und einer gräulich wirkenden verbleibenden Zahnsubstanz mit einer Stumpffarbe von ND9, liefert Metallkeramik nach wie vor die besten Ergebnisse. Sie ermöglicht eine vollständige Abdeckung von Verfärbungen der Zahnhartsubstanz.

Labor-Workflow

Die Verarbeitung der Legierung gemäss Herstellerangaben ist nach wie vor eine wichtige Voraussetzung zur Gewährleistung eines einwandfreien zahntechnischen Workflows zum Aufbau der Metallkeramikkrone, unabhängig davon, ob die Metallgerüste gefräst, lasergesintert oder gegossen werden.

Im vorliegenden Fall wurde die Oberfläche des Metallgerüstes mit einem keramisch gebundenen Schleifinstrument bearbeitet und unter Einhaltung der vorgeschriebenen Körnung und des Strahldrucks bei gleichzeitig flachem Arbeitswinkel der Strahldüse abgestrahlt. All diese Empfehlungen spielen im Hinblick auf die Verbesserung des mechanischen Verbunds zwischen Legierung und Keramik eine grosse Rolle. (Abb. 3)

Die Oxidation der Legierung gemäss den vom Legierungshersteller empfohlenen Parametern sowie eine Reinigung mit dem Dampfstrahler nach dem Oxidationsbrand verbessert den chemischen Verbund zwischen Legierung und Keramik zusätzlich.

Der Opaquer wird entsprechend der Zahnfarbe ausgewählt. Für die erste Opaquerschicht, dem Wash-Brand, können wir eine dünne Schicht des Opaquers IPS Style Ceram Intensive Powder Opaquer white verwenden. Da das Weiss einen perfekten Kontrast zur gräulichen Farbe der Legierung bildet, ist es hilfreich, diese mit der Wash-Schicht abzudecken. Vor dem Auftragen der zweiten Opaquerschicht ist eine weitere gründliche Reinigung mit dem Dampfstrahler wichtig. Ein Tipp: Unmittelbar vor dem Auftragen der zweiten Opaquerschicht kann die Oberfläche mit Opaquer Liquid befeuchtet werden, um eine gleichmässige und exakte Verteilung der zweiten Opaquerschicht zu gewährleisten. Die Verwendung des Opaquer Liquids ist für die gewünschte Konsistenz und das einfache Auftragen des Opaquers entscheidend. (Abb. 4)

Nach dem Brand weist die Opaquerschicht aus IPS Style Ceram Powder Opaquer eine seidig-matte Oberfläche auf und deckt den Untergrund verlässlich ab, da das Opaquer-Pulver über eine hohe Sättigung an Oxyapatitkristallen verfügt. (Abb. 5) Eine gründliche Reinigung mit dem Dampfstrahler ist auch vor der Dentin-Schichtung wichtig.

Aufbau der dynamischen Dentin-Schicht

Die Anwendung von Deep Dentin ist an Stellen mit geringer Schichtstärke erforderlich. In unserem Fall wurde die Dynamik im Dentinbereich durch das konsequente Mischen der Dentin-Massen einmal mit ein wenig IPS Ivocolor Essence Rose für das zervikale Drittel, einmal mit IPS Style Ceram OE4 für das mittlere Drittel und einmal mit IPS Style Ceram Transpa neutral für das inzisale Drittel erzielt. Zur Inzisalkante hin wurden Mamelons ausgeformt, um eine natürliche Farbabstufung und einen weichen Übergang vom Dentin zur Schneidekante zu erreichen. (Abb. 6)

Individuelle interne Charakterisierung 

Der im Cut-Back Verfahren reduzierte Dentinbereich wurde anschliessend durch eine Auswahl an IPS Style Ceram Impulse-Massen wie folgt aufgebaut:

  • IPS Style Ceram Mamelon light zur Akzentuierung der Mamelonstruktur;
  • 50 Prozent IPS Style Ceram Opal Effect violet (OE violet) gemischt mit 50 Prozent IPS Style Ceram Incisal I1 zur Lichtabsorption und zur Erzielung eines Tiefeneffekts im inzisalen Drittel;
  • IPS Style Ceram Opal Effect 4 (OE 4) für höhere Helligkeit in bestimmten Bereichen der Krone, zum Beispiel auf den Primärflächen
  • 50 Prozent IPS Style Ceram Opal Effect 2 (OE 2) gemischt mit 50 Prozent IPS Style Transpa blue zur Erzeugung von natürlichen, jugendlich wirkenden mesialen und distalen Randleisten (Abb. 7).

Abschliessend wird die Oberflächenanatomie mit einer dünnen Schicht Schneidematerial vervollständigt. Die Schicht muss sehr dünn sein, damit die filigranen internen Charakteristika nicht überdeckt werden. Oxyapatitkristalle erzielen eine hohe Helligkeit, daher soll die inzisale Schichtstärke sehr gering gehalten werden.

Individuelle externe Charakterisierung

IPS Ivocolor ist das universelle Malfarben- und Glasursortiment für die individuelle Bemalung und Charakterisierung. Nach dem Auftragen der Glasurmasse wurde mithilfe eines Pinsels mit sich verjüngender Spitze auf der Oberfläche eine natürliche Mikrostruktur gestaltet. Die charakteristische Oberflächentextur blieb auch nach dem Glasurbrand unverändert.

Zur Kontrolle der Approximalkontakte kam ein ungesägtes Kontrollmodell zum Einsatz. Allenfalls notwendige Anpassungen konnten mit IPS Style Ceram Add-On-Massen vorgenommen werden. Der Add-On-Brand erfolgte gleichzeitig mit dem Glasurbrand. (Abb. 8)

Das Endresultat ist auf dem Bild des lächelnden Patienten zu sehen. Alle ästhetischen Parameter wurden erfüllt: Es konnte eine individuelle, natürliche Schichtung umgesetzt werden, die farblich übereinstimmt. Die Restaurationen gliedern sich ästhetisch ansprechend ein. (Abb. 9)

Fallbericht 2

Ausgangssituation

Der Patient, der sich in der Klinik vorstellte, war mit seinen zwei zentralen Schneidezähnen unzufrieden. Beide Schneidezähne waren wurzelbehandelt und mit Komposit-Restaurationen versorgt. Hauptkritikpunkte waren die dunkle Verfärbung an beiden Zähnen und deren Länge.

Wir haben Fotos gemacht und Arbeitsmodelle erstellt sowie basierend auf den Wünschen des Patienten ein Wax-up gestaltet. Die bestehenden, mangelhaften Komposit-Restaurationen wurden vollständig entfernt. Zahn 11 wies eine grosse Komposit-Restauration auf. Zur Abdeckung der dunklen Verfärbung mit einer Krone wurde die Restauration mit einer axialen Reduktion von 1 mm präpariert. Zahn 21 wurde für die Herstellung eines Keramikveneers fazial um 0,6 mm reduziert. (Abb. 10)

Hintergründe aus Laborsicht

Beide präparierten Zähne wiesen starke Verfärbungen auf. Der Zahn, der für ein Veneer präpariert wurde, wies eine Farbe zwischen ND8/ND9, und jener, an dem eine Kronenpräparation erfolgte, wies eine Farbe zwischen ND3/ND4 auf. (Abb. 11)

Die vollständige Abdeckung der Verfärbungen einerseits und die Farbabstimmung zwischen der Keramikkrone und dem Keramikveneer andererseits erhöhte den Schwierigkeitsgrad der Behandlung, was durch die unterschiedlichen Schichtstärken (Veneer: 0,6 mm, Krone: 1,0 mm) noch erschwert wurde.

Erste Schritte im Labor: Farbbestimmung und Materialauswahl

Als wir die Ausgangssituation beurteilten, war unser Plan A zunächst, verschiedene IPS e.max Press-Rohlinge für die Veneer-Herstellung zu testen, um die Abdeckung der ND8/ND9-Stumpffarbe in diesem labial limitierten Bereich (0,6 mm) zu beurteilen. Da aber die Mindestschichtstärke für die Press-Technik bei 0,3 mm liegt, wären für die Schichtung (IPS e.max Ceram) labial nur 0,3 mm geblieben. Diese Lösung ist daher nicht geeignet und wir haben uns entschieden, unseren Plan B umzusetzen.

Das Ziel bestand darin, die ND8/ND9-Stümpfe mit einer dünneren Schicht aus 0,1 mm IPS Style Ceram Opaquer abzudecken. Diese Schicht sollte als Basis auf ausgewählte Bereiche des feuerfesten Stumpfmaterials aufgetragen werden. Es erfolgte also die Fertigung eines Frontzahnveneers auf einem feuerfesten Stumpfmodell mit IPS Style Ceram sowie die Herstellung einer Frontzahnkrone daneben mithilfe der Press- und Schichttechnik aus IPS e.max Press & Ceram. (Abb.12)

Workflow im Labor

Das Schichten der beiden Restaurationen wurde parallel durchgeführt.

  • Für das Veneer wurde der entgaste, feuerfeste Stumpf zehn Minuten lang gewässert. Danach wurde auf dem feuerfesten Stumpf eine dünne Schicht IPS Style Opaquer zur Abdeckung der stark verfärbten Stellen aufgetragen und unter den vorgegebenen Brennparametern gebrannt. Dann wurde eine dünne Schicht IPS Style Ceram Deep Dentin als Foundation auf die gesamte Fläche aufgetragen. Anschliessend erfolgte der Wash-Brand unter Einhaltung der Brennparameter für IPS Style Ceram.
  • Auf die Frontzahnkrone aus IPS e.max MO0 wurde eine dünne Schicht IPS e.max Ceram Margin BL1-Pulver gestreut. Anschliessend erfolgte der Margin-Brand unter Einhaltung der entsprechenden Brenn-Parameter. (Abb. 13 / Abb. 14)

Nun waren beide Restaurationen bereit für die erste Dentin- und Schneide-Schichtung mit IPS e.max Ceram und IPS Style Ceram. (Abb. 15)

Einer der grossen Vorteile von IPS Style Ceram ist, dass die Keramik, sofern erforderlich, gemeinsam mit IPS e.max Ceram eingesetzt werden kann. So kann an beiden Restaurationen (IPS e.max und IPS Style) parallel weitergearbeitet werden, da die optischen Eigenschaften und die Brennparameter der jeweils verwendeten Massen übereinstimmen. Wichtig dabei ist zu beachten, dass die Inzisal-Masse von IPS Style Ceram etwas heller ist als jene von IPS e.max Ceram. Daher haben wir sie mit Transpa Neutral vermischt und in einer dünnen Schicht aufgetragen, um die gleiche Helligkeit wie mit der Inzisal-Masse von IPS e.max Ceram zu erreichen. (Abb. 16)

Für das Farbfinish eignet sich IPS Ivocolor, das universelle Malfarben- und Glasursortiment, das zur individuellen Bemalung und Charakterisierung von IPS e.max Ceram und IPS Style Ceram empfohlen wird.

Im Rahmen der Erarbeitung einer natürlichen Form und Oberflächentextur kam Silberpulver zum Einsatz, da damit die Oberflächenstruktur besser sichtbar gemacht werden kann. (Abb. 17)

Nach der Entfernung vom Stumpf (die Innenseite des Frontzahnveneers wurde mit Glasperlen bei geringem Druck gereinigt) nahmen wir die Passung auf dem Gipsmodell direkt neben der bereits fertiggestellten Krone vor. Abb. 18 zeigt die beiden Restaurationen kurz vor der Befestigung.

Abb. 19 zeigt das Endergebnis wenige Wochen nach der Eingliederung und liefert den Beweis dafür, dass die neue Oxyapatit-Metallkeramik IPS Style Ceram optimal mit der Nano-Fluorapatit-Glaskeramik IPS e.max Ceram kombiniert werden kann.

Bei einer solchen Vielfalt an individuellen Einsatzmöglichkeiten von IPS Style Ceram bleibt abschliessend nur noch eines zu sagen: Ivoclar gibt uns Zahntechnikern Möglichkeiten zur Hand, mit denen wir unsere tägliche Arbeit intuitiv und kreativ ausüben können. Des Weiteren bietet auch das IPS Style One-Konzept zusätzliche interessante Verfahren, um in der restaurativen Zahnheilkunde verlässliche Lösungen zu erzielen.

Das Dental Barometer immer mit dabei

Mit unserem E-Paper haben Sie die Möglichkeit alle Ausgaben kostenfrei mobil auf Ihrem Smartphone, Tablet oder Laptop zu lesen.

barometer-online.info