In der PA muss der Knochenstoffwechsel therapiert werden

Dr. Ronald Möbius
Dr. Ronald Möbius

dazu ist erforderlich:
Therapie der Entzündung – professionelles perfektes Biofilmmanagement
Therapie der Entzündung – Umstellung des Patienten auf „Effektive Mikroorganismen“ (EM)
Therapie des Bone Remodeling – regelmäßige lokale Kollagenase-Hemmung
Förderung des Knochenaufbaues – Bewegung, Flüssigkeit, Atmung Materialbereitstellung

Parodontologie Compressor

Einleitung 

Parodontitis ist gekennzeichnet durch Entzündungen und Knochenabbau. Entzündungen werden ausgelöst durch Bakterien. Es gibt keine Bakterien, die parodontalen Knochen abbauen. Knochenabbau wird ausgelöst durch körpereigene Prozesse, durch Osteoklasten5 (Abb. 1). Entzündungen und Knochen- abbau haben unterschiedliche Ursachen und es bedarf unterschiedlicher Therapien. Für die Therapie der Entzündungen Biofilmmanagement und EM16, für die Therapie des Bone Remodeling aktive Kollagenase-Hemmung17,18. Im ausgeglichenen Bone Remodeling ist der Knochenabbau genauso groß wie der Knochenaufbau. Für diesen Knochenstoffwechsel wird ständig Material benötigt. Fehlen hier Substanzen, kommt es zum verlangsamten oder fehlerhaften Knochenstoffwechsel32. In der Regel ist der Knochenaufbau verlangsamt. Um diesen wieder anzukurbeln sind  oft  dramatische  Veränderungen für den Patienten erforderlich. Nicht einmal fünf Prozent der betroffenen Patienten ist bereit diesen Schritt zu gehen. Die Patienten sind es gewohnt, dass der Arzt heilt, ohne Ihr tun. In der Praxis wird hierfür die Kollagenase-Hemmung eingesetzt. Diese verlangsamt den Knochenabbau so, dass dieser dem zu geringen Knochenaufbau angepasst wird. Es entsteht ein therapeutisches Gleichgewicht Knochenaufbau = Knochenabbau, wenn auch auf niedrigerem Niveau.

Therapie der parodontalen Entzündung

Es geht nicht darum, eine Keimfreiheit zu schaffen, die es gar nicht geben kann4. Der Mensch existiert nur mit Mikroorganismen36. Ein antibiotischer Kampf gegen die Mikroorganismen ist völlig unrealistisch. Unser Therapieansatz ist probiotisch, für das Leben nicht antibiotisch, gegen das Leben38.

Entzündungen werden ausgelöst durch Mikroorganismen, aber deshalb sind Mikroorganismen nicht unsere Feinde. Vielleicht ist es an der Zeit, damit aufzuhören, die Medizin als Krieg gegen die Natur zu sehen. Vielleicht sollten wir einen neuen Ansatz finden, wie wir die Frage der menschlichen Gesundheit betrachten10. Mikroorganismen sind unsere Freunde: „Krieg den Mikroorganismen“ heißt verlieren30. Zwischen Mensch und Mikroorganismen besteht eine untrennbare Beziehung. Von den Mikroorganismen sind etwa 20 Prozent nützliche Bakterien, 30 Prozent schädliche Bakterien und die übrigen 50 Prozent sind neutrale Bakterien37. Was aber bislang verkannt wurde – die Schlüsselrolle spielen die neutralen Bakterien.

Wie die Vergangenheit gezeigt hat, bringt eine generelle Verringerung der Virulenz der Keime nur einen vorübergehenden Effekt, weil das prozentuale Verhältnis schädliche, nützliche und gute Mikroorganismen erhalten bleibt10. Bei Beibehaltung des Milieus erholen sich die pathogenen schneller als die regenerativen Mikroorganismen. Wie bereits Prof. Dr. Antoine Béchamp (1816–1908) festgestellt hat: „Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles“. Um einen dauerhaften Therapieerfolg zu erreichen, müssen wir die Lebensbedingungen für die Mikroorganismen verändern und die guten Mikroorganismen vermehren. Wenn diese in der Mehrheit sind, werden sich auch die Neutralen für diese Seite entscheiden, nun werden die guten Mikroorganismen nach dem Dominanzprinzip die Schädlichen verdrängen und das Ganze ohne die Aktivierung des körpereigenen Abwehrsystems.

Bei einer Parodontitis ist es notwendig, den gesamten Patienten in die Therapie der Entzündung einzubeziehen. Es gibt kein extra individuelles Abwehrsystem für die Zähne, sondern es gibt nur ein einheitliches System und dieses schwächelt. Der Mensch ist von ca. einer Billiarde Mikroorganismen besiedelt. Rund 90 Prozent davon leben auf den Oberflächen Haut, Mund und Darm. Zur Unterstützung des Abwehrsystems sollten diese drei Bereiche in die parodontale Therapie einbezogen werden. Wir nutzen in der Therapie mit EM für den Mund EMIKO® CARE Zahncreme, für den Darm EMIKO® SAN und für die Haut (Waschen, Duschen, Haare) EMIKO® CARE Waschlotion. Die mikrobielle Umgestaltung erfolgt allmählich und benötigt bis zu drei Monate19.

Therapie des Bone Remodeling

Beim parodontalen Knochenabbau handelt es sich um ein multifaktorielles Geschehen9,29,35 (Abb. 4). Entzündungsreduktion führt zur verringerten Virulenz der Keime, aber Bakterien bauen keinen parodontalen Knochenabbau ab. Knochenabbau entsteht nur durch Osteoklasten33.

Die Entzündungsreduktion führt zu einem gesunden klinischen Bild. Wenn die Keime die einzig und alleinige Ursache sind, wird sich durch Wegfall der Ursache „Entzündung“ das Bone Remodeling normalisieren25. In der Regel ist der Auslöser für die Parodontitis ein multifaktorielles Geschehen35. Durch Entzündungsreduktion sind entzündungsfreie Verhältnisse zu erreichen, aber kein ausgeglichenes Bone Remodeling. Bachmann stellte 2005 fest: „Die körpereigene Abwehr hat den entscheidenden Anteil am Gewebsuntergang. Es können primär Bakterien Auslöser des Geschehens sein, aber es ist das eigene Abwehrsystem, das zum Gewebeabbau und zum Zahn- verlust führt“1.

Wir nutzen in der Therapie den Wirkstoff Doxycyclin. Dieser hat zwei unterschiedliche Wirkmechanismen. Doxycyclin kann als Antibiotikum und/oder als Kollagenase-Hemmer wirken3 (Abb. 2). Es handelt sich um ein modifiziertes Doxycyclin-Gel, Um den Effekt der Kollagenase-Hemmung nach lokaler Applikation maximal nutzen zu können, ist es wichtig, zu Therapiebeginn erst die  parodontalen  Entzündungen  zu  therapieren und dann, im zweiten Schritt, erfolgt die Therapie des Bone Remodeling. Erst im entzündungsfreien parodontalen Gewebe entfaltet das lokal applizierte aktive Doxycyclin seine vollen unterschiedlichen Wirkungsmechanismen zur Kollagenase- Hemmung. Doxycyclin hat einen Kumulationseffekt. Mehrfache Applikationen im individuellen Abstand erhöhen so die Wirkkonzentration am Knochen.

Losgelöst von der Ursache lassen sich die  Osteoklasten  in ihrer Aktivität durch aktives Doxycyclin reversibel inaktivieren24,26,27,31,34. Die Ursache der verstärkten Aktivierung spielt hierbei keine Rolle15. Es handelt sich um eine rein chemische Reaktion ohne Resistenzentwicklung. Entscheidend ist, dass das Doxycyclin in der Tasche nicht an seinem lokalen Ort verbleibt, sondern aktiv aus dieser Region zum Knochen hin transportiert wird7. Das von uns genutzte lokale Doxycyclin ist kein SDD23. Es handelt sich um ein aktives Doxycyclin, das innerhalb von zwei bis vier Stunden eine Proteinbindung mit dem körpereigenen Bindegewebe eingeht und danach unantastbar für topische Anwendungen im Bindegewebe eingelagert ist18. Im Gegensatz zu einer lokalen Antibiotika Therapie, bei der das Antibiotikum möglichst lange am Wirkort wirkungsvoll verbleiben soll, wandert Doxy-Gel sofort aus der applizierten Region ab in Richtung Knochen. Gelingt es den Knochenabbau und den Knochenaufbau im Gleichgewicht zu halten, behält der Knochen seine ursprüngliche Form.

Der Einsatz von lokalem Doxycyclin in unserer adjunktiven lokalen parodontal Therapie dient nicht dem Zweck, durch das Breitbandantibiotika Doxycyclin Keime zu eliminieren, sondern lediglich zur Therapie des Bone Remodeling (Abb. 2). Die antibiotischen Eigenschaften des von uns genutzten Doxycyclin sind eher bescheiden, da es sich um kein SDD handelt. Die Konzentration und die Zeit, in der Zahnfleischtasche oder auf der Gingiva sind für eine antibiotische Wirkung sehr kurz bemessen und die wiederholende Applikation, im Abstand von ein bis drei Monaten, ist für eine antibiotische Wirkung unrealistisch. Doxycyclin ist ein bakteriostatisch wirksames Antibiotikum und muss zur antibiotischen Wirksamkeit über einen Zeitraum von wenigstens einer Woche am Ort des Geschehens in der Wirkkonzentration gehalten werden. Auch das von uns genutzte Doxycyclin wirkt antibiotisch, aber es geht nicht darum, eine Keimfreiheit zu schaffen, die es gar nicht geben kann. Es wird keine Keimfreiheit in diesem Einsatzgebiet geben.

Durch eine entsprechende Vorbehandlung lässt sich die Anzahl der Mikroorgansimen stark reduzieren und somit die Wirkung der Kollagenase-Hemmung verstärken. Unser Therapieansatz ist probiotisch, nicht antibiotisch39. Durch die regelmäßige subdosierte Doxycyclinapplikation kommt es zur allmählichen Umgestaltung der mikrobiellen Zusammensetzung in der Mundhöhle (Abb. 3). Es gibt sehr viele Faktoren, die einen Einfluss auf das Bone Remodeling haben. Im Wesentlichen lassen sich diese in vier Gruppen einteilen: Entzündungen, genetische Ursachen, nichtgenetische Ursachen und Alterungsprozess (Abb. 3). Ziel des Bone Remodeling ist es, den Knochenabbau reversibel zu bremsen und den Knochenaufbau zu fördern. Somit kommen Knochenabbau und Knochenaufbau in ein Gleichgewicht. Dieses ist in jedem Fall individuell begründet und steht in direktem Zusammenhang mit den Bausteinen, die für den Knochenstoffwechsel benötigt werden. Fehlen Materialien, oder können diese gerade nicht an den Ort transportiert werden, würde der Knochenaufbau stocken. Durch Hemmung des Knochenabbaus wird dieses individuell angeglichen.

Knochenstoffwechsel

Knochen benötigt für seinen Struktur- und Funktionserhalt einen ständigen Stoffwechsel. Er befindet sich in einem dynamischen Zustand und wird fortwährend durch die koordinierten Aktionen von Osteoklasten und Osteoblasten abgebaut, aufgebaut und neuformiert8. Diese ständigen Umbauprozesse sind zwingend erforderlich, damit der Knochen nicht überaltert und seine Funktionen erfüllen kann11,12. Bis zum 25. Lebensjahr erfolgt ein Knochenaufbau, danach nimmt die relative Knochenmasse ab14.

Ein negativer Knochenstoffwechsel lässt sich einfach diagnostisch feststellen. Wir nutzen dazu den aMMP-8, Röntgendiagnostik, Sauerstoff-, Puls- und Blutdruckmessung und die Antlitz-Diagnostik. Beschrieben ist die Therapie und die Diagnostik in der Artikelserie der ZWP 4/2016 bis 1+2/2017.

Die Auswertung der Diagnostik zeigt die Schwachstellen, die nun therapeutisch mit dem Patienten besprochen werden. Hauptursachen eines negativen Knochenstoffwechsels sind mangelnde Bewegung, eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, falsche Ernährung und eine zu flache Atmung/Mundatmung.

Fazit

Entzündungen und parodontaler Knochenabbau haben unterschiedliche Ursachen. Es bedarf folglich auch unterschiedlicher Therapien. Entzündungen werden therapiert durch Veränderung der mikrobiellen Zusammensetzung mit Biofilmmanagement und EM. Der Knochenabbau wird therapiert durch direkte Therapie des Bone Remodeling. Die Entzündungsreduktion ist der erste Schritt, Voraussetzung, Vorbehandlung, aber nicht die Therapie des Bone Remodeling. Entzündungsreduktion hat keinen direkten Einfluss auf den aus dem Gleichgewicht geratenen Knochenstoffwechsel.

Arbeitsschritte in der parodontalen Therapie

  1. Regelmäßiges professionelles Biofilmmanagement
  • zur Therapie der Entzündungen
  1. Effektive Mikroorganismen (EM) (Mund, Darm und Haut)
  • zur Veränderung der mikrobiellen Zusammensetzung
  • zur Unterstützung des individuellen Abwehrsystems
  1. Lokale Kollagenase-Hemmung
  • zur Therapie des Bone Remodeling
  • Es wird der Knochenabbau gebremst, entsprechend den individuellen Möglichkeiten des Knochenaufbaus. Der Knochenabbau muss dem Knochenaufbau
  1. Ganzheitliche Betrachtungsweise
  • Materialbereitstellung für einen gesunden, ausgeglichenen Knochenstoffwechsel
  • somit erhöht sich der Knochenaufbau
  • durch den verstärkten Knochenaufbau kann die Kollagenase-Hemmung weiter zurückgenommen werden und der Recallabstand verlängert werden.

Durch Punkt 3 und 4 verringern sich die Zahnfleischtaschen. In einer Neunmonatstherapie, beschrieben in der ZWP 9/2016, wird eine durchschnittliche Reduktion um 4mm erreicht. Durch den Wegfall der Zahnfleischtaschen verändert sich das Milieu und dadurch die Zusammensetzung der Mikroorganismen. Dieses wirkt rückwirkend auf Punkt 1 und 2. Diese Therapie ist probiotisch, nicht krankheitsauslösend. Es ist die anzustrebende Symbiose, die uns nicht nur Entzündungsfreiheit beschert, sondern auch Mikrowunden schneller heilen lässt, Fäulnis und Gerüche beseitigt, unsere Immunabwehr stärkt und somit selbst schweren Krankheiten und Virusinfektionen trotzt. EM kombiniert mit lokalem Doxycyclin finden optimale Lebensbedingungen vor. Etwa 90 Prozent der Mikroorganismen leben auf den Oberflächen (Haut, Mund und Darm). Folglich sollten in der therapeutischen Umstellung diese Bereiche in die Therapie einbezogen werden.

Wir nutzen in der Mundtherapie EMIKO® CARE Zahncreme, für den Darm EMIKO® SAN und für die Haut (Waschen, Duschen, Haare) EMIKO® CARE Waschlotion.

In der ganzheitlichen Betrachtungsweise sind wir Zahnärzte die ideale Ansprechgruppe. Wir sind die einzige Berufsgruppe, zu der die Patienten jahrelang in kurzen und regelmäßigen Abständen kommen. Wir haben ideale diagnostische Möglichkeiten und können den Leidensweg des Patienten miterleben. Dabei wären 80 Prozent aller erworbenen Erkrankungen ganz einfach beeinflussbar, wie über die Ernährung, ausreichende Bewegung, eine genügende Flüssigkeitsaufnahme und die Atmung.

Es ist an der Zeit umzudenken. Wenn wir gesunde parodontale Verhältnisse erreichen wollen, benötigen wir einen ausgeglichenen Knochenstoffwechsel. Dieser kann nur funktionieren, wenn das Blut in Ordnung ist. Ohne ganzheitliche Betrachtungsweise verschenken wir ein riesiges therapeutisches Potential.

Das Literaturverzeichnis kann bei der Redaktion der Barometer Verlagsgesellschaft mbH angefordert werden

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