Glänzende Zwischennutzung: Wiederherstellung eines ausgeschlagenen Frontzahns mit Hochleistungskomposit

Dr. Lori Trost (DMD), Coltene
Dr. Lori Trost (DMD)

Jugendliche Patienten mit Frontzahntrauma benötigen zur Wiedergewinnung ihres Lächelns oft eine schnelle, effiziente Versorgung. Fehlt im Extremfall ein kompletter Zahn, lässt sich ein Brückenglied unter Umständen auch einfach aus standfestem Komposit modellieren. Der folgende Fall zeigt, wie mithilfe von modernen Universalwerkstoffen ästhetische Lösungen geschaffen werden, die vor allem durch ihre unkomplizierte Applikation glänzen.

Abb. 1) Ausgangssituation

Gerade im Notdienst ist die idealtypische Behandlung nicht immer direkt umsetzbar. Patienten, die aus verschiedensten Gründen eine schnelle Lösung bevorzugen, gehören seit jeher zum zahnmedizinischen Alltag. Am nachfolgenden Fallbeispiel einer jugendlichen Patientin mit einer prominenten Zahnlücke wird deutlich, dass die Materialeigenschaften moderner Hochleistungskomposite heutzutage selbst ungewöhnliche Lösungsansätze bieten. So ist es möglich, den Betroffenen schnell ihr strahlendes Lächeln zurückzugeben.

Fehlende Lückenhalter bei engem Zahnzwischenraum

Eine fünfzehnjährige Patientin wurde mit fehlendem oberen Schneidezahn in unserer Praxis vorstellig (Abb. 1 und 2). Auf Nachfrage berichtete sie, dass ihr der Zahn im Alter von acht Jahren „ausgeschlagen“ wurde. Im Laufe der Zeit kamen bei dem  Mädchen  mehrere  Lückenhalter  in  Form  sogenannter „Flippers“ zum Einsatz, die allerdings allesamt abbrachen oder von ihr verlegt wurden. Angesichts dieser besonderen Situation sowie der Tatsache, dass sich der vorhandene Zwischenraum über die Jahre hinweg immer weiter verengt hatte, bestand unsere erste Strategie darin, einen neuen Frontzahn in den bestehenden Zwischenraum zu bonden. Vielleicht stellte dieses Vorgehen nicht gerade eine konventionelle Behandlungsmethode dar, aber dank der Leistungsfähigkeit heutiger Adhäsive und Komposits lässt sich selbst in einem solchen Fall schnell Abhilfe schaffen.

Zur Wiederherstellung des Lächelns des Mädchens wurde das Universalkomposit BRILLIANT EverGlow des internationalen Dentalspezialisten COLTENE gewählt (Abb. 3). Bei BRILLIANT EverGlow handelt es sich um ein Submicron Hybridkomposit, dass sich aufgrund seiner speziellen Füllertechnologie in kurzer Zeit auf Hochglanz polieren lässt. Dank seiner gut eingestellten Thixotropie kombiniert es niedrige Viskosität zur Benetzung der Zahnoberfläche mit einer hohen Formstabilität, was sich im folgenden Fall als äußerst nützlich erwies.

Standfestes Material mit Chamäleoneffekt

 Die eigentliche Behandlung erfolgte in sechs Schritten:

1. Zum Aufrauen der fazialen wie lingualen Flächen der beiden angrenzenden Zähne wurde ein mittelkörniger Diamant verwendet. Um die Bondingstärke auf dem Schmelz zu maximieren, wurde zunächst die Selective Etch-Methode gewählt. Dabei wurde das Ätzgel für 20 Sekunden auf die Zahnoberfläche appliziert (Abb. 4).

2. Anschließend wurden die Zähne für 15 Sekunden gespült und luftgetrocknet, so dass die Oberfläche leicht feucht blieb. Als Nächstes wurde das passende Adhäsivsystem aus dem Hause COLTENE, ONE COAT 7 UNIVERSAL, für 20 Sekunden auf die geätzte Oberfläche aufgetragen (Abb. 5). Die applizierte Schicht wurde vorsichtig für fünf Sekunden luftverblasen, dann innerhalb von 10 Sekunden mit Licht polymerisiert.

3. Im Folgenden wurde BRILLIANT EverGlow zuerst auf den angrenzenden Seitenzahn aufgebracht. Das Universalkomposit zeichnet sich vor allem durch sein ausgezeichnetes Handling aus: Beim Platzieren verfließt es nicht und bleibt standfest, was in der geschilderten Situation für das Modellieren des neuen Zahnes perfekt war (Abb. 6). Gleichzeitig klebt es nicht am Instrument und lässt sich dank seiner geschmeidigen Konsistenz leicht an die richtige Stelle platzieren. Bei der Farbwahl fiel die Entscheidung auf die Doppelfarbe A1/B1. Beachtlich ist auch, wie sich Farbe und Schattierung zur Schaffung eines sehr natürlichen Ergebnisses in die umgebende Oberflächenoptik inblenden.

4. Zusätzliche Inkremente von BRILLIANT EverGlow in der Farbe A1/B1 wurden nun an den Zahn angebracht, um den Zwischenraum zum gegenüberliegenden Oberkieferfrontzahn zu überspannen (Abb. 7). Dabei wurde insbesondere darauf geachtet, ein Emergenzprofil zu erstellen, das ästhetischen Ansprüchen genügt und für den Patienten leicht zu reinigen ist. Im Rahmen der Restauration wurde dann die mesiale lnzisalkante des linken Frontzahnes wiederhergestellt. Jedes ein zeine Inkrement wurde 20 Sekunden lang lichtgehärtet.

5. Da die Restauration von der lingualen zur fazialen Seite hin aufgebaut wurde, wurde noch Platz für eine zweite Farbschicht gelassen. Jene Schicht, BRILLIANT EverGlow BL, sollte in die distal-fazialen Seite integriert werden, um die Ästhetik der benachbarten Zähne bestmöglich nachzubilden (Abb . 8). Auch jenes Inkrement wurde wiederum 20 Sekunden lang mit einer LED-Polymerisationslampe ausgehärtet.

6. Die finale Formgebung wurde mit einer Kombination eines Hartmetallbohrers mit 12 Klingen sowie einem eiförmigen Bohrer umgesetzt. Nach der Politur wurde noch als Letztes die Okklusion geprüft (Abb. 9).

Der beschriebene Fall ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie mit einem gut handhabbaren Universalkomposit vorherseh­bare und ästhetisch ansprechende Ergebnisse geschaffen wer­ den können. Noch brillanter als die Materialeigenschaften des verwendeten Komposits war natürlich das strahlende Lächeln einer sehr, sehr dankbaren Patientin.

Fazit

Modeme Hochleistungskomposite  glänzen  nicht  nur  durch ihre hervorragende Einblendfähigkeit. Vor allem im Frontzahn­ bereich profitieren Patienten von einem Dentalwerkstoff, der sich rasch auf Hochglanz polieren lässt und sich harmonisch in die natürliche Ästhetik der Nachbarzähne einfügt. Dank ihrer speziellen Formulierung lassen sich Submicron Hybridkompo­ site wie BRILLIANT EverGlow aus dem Hause COLTENE zudem sehr geschmeidig applizieren. Dadurch ermöglichen sie dem Zahnarzt souveränes Arbeiten selbst unter ungewöhnlichen Rahmenbedingungen wie engen Zahnzwischenräumen und sogar fehlender Grundsubstanz.

Kontakt

Dr. Lori Trost, DMD

Zahnärztin


Dr. Lori Trost wurde der Doctor of Dental Medicine (DMD) an der Southern Illinois University, USA, verliehen. Ihre eigene Praxis gründete sie in Columbia, Illinois. Sie beschäf­tigt sich umfassend mit den Feinheiten der restaurativen Zahnheilkunde. Dr. Trost ist eine staatlich anerkannte Ausbilderin und Fach­autorin, die einen äußerst praktischen Ansatz in der Patientenversorgung verfolgt.

Email: trost@htc.net

http://www.loritrost.com

weitere Beiträge aus diesem Fachbereich

Das Dental Barometer immer mit dabei

Mit unserem E-Paper haben Sie die Möglichkeit alle Ausgaben kostenfrei mobil auf Ihrem Smartphone, Tablet oder Laptop zu lesen.

barometer-online.info