Neuversorgung mit kompositbasiertem CAD/CAM-Material
Der Patient stellte sich mit fehlender Versorgung am Zahn 37 vor. Auf dem Röntgenbild des nicht versorgten Stumpfes sieht man den mit einer Wurzelfüllung und einem Stift-Kompositaufbau versehenen Zahn. Diese Versorgung wurde bei einem anderen Zahnarzt durchgeführt (Abb. 1).
Aufgrund der verlorengegangenen Vollkeramikkrone war der Patient bereit, sich eine Neuversorgung mittels einer CEREC-Krone aus dem neuartigen kompositbasierten CAD/CAM-Material BRILLIANT Crios des Schweizer Dentalspezialisten COLTENE anfertigen zu lassen. Der vorliegende Zahnstumpf 37 musste nachpräpariert werden, damit folgende Kriterien erfüllt waren:
- Mindeststärke okklusal 1.5 mm
- Mindeststärke bukkal 0.8 mm
- Mindeststärke unter tragendem Höcker 1.5 mm
- Mindeststärke zervikal 0.8 mm
Das bedeutete okklusale Korrekturen und Nachpräparieren der Übergänge zur distalen Stufe. Problematisch war bei der klinischen Situation auch die bestehende tiefe distale Stufe am Zahn 37. Daher fiel die Entscheidung auf eineQuetschbissabformung mit einem A-Silikon (AFFINIS, COLTENE), da eine direkte optische Abdrucknahme erfahrungsgemäß in solchen Situationen sehr schwierig ist. Mithilfe des danach hergestellten Gipsmodells konnte der optische Abdruck zur Herstellung der CEREC-Krone sehr einfach genommen werden (Abb. 2). Zum Fräsen der Vollkrone wurde ein entsprechender BRILLIANT Crios-Block Größe 14 verwendet, in Zukunft soll zusätzlich die Blockgröße 12 zur Verfügung stehen (Abb. 3). Zum Zeitpunkt der Berichterstellung standen lediglich zwei Schleifprogramme anderer Hersteller zur Bearbeitung von Kompositblöcken im CEREC-System zur Verfügung. In Zukunft wird ein eigenes BRILLIANT Crios-Schleifprogramm der Firma Sirona in der CAD/CAM-Software zur Verwendung bereitstehen [1]. In unserem Fall wurde das Programm GC Cerasmart 14 (Sirona) ausgewählt. Mit diesem Programm lässt sich der Crios-Block zurzeit schleifen, ein weiteres mögliches Programm ist Lava Ultimate (3M ESPE).
Passgenau und leicht polierbar
Nach dem Konstruieren und Schleifen der Krone liegt ein entsprechendes Ergebnis vor (Abb. 4). Gegenüber keramischen Materialien wie z.B. IPS Empress (Ivoclar Vivadent) wirkt die geschliffene Krone von der Oberflächenstruktur her glatt und der Restzapfen nach dem Schleifen ist kleiner. Das erleichtert dessen Entfernung mit einem Diamanten und nach einer kurzen Politur ist er nicht mehr zu erkennen. Die Politur nach dem Schleifen kann mit gängigen rotierenden Polierern bzw. Schleifpaste erfolgen. Auch einer Überprüfung auf Risse oder Materialausbrüche hielt die vorliegende Krone stand. Die Passgenauigkeitsüberprüfung auf dem Gipsmodell war gut (Abb. 5, 6), sodass die Einprobe und danach das Einsetzen der Restauration am Patienten erfolgte. Um den Verbund zwischen dem Befestigungsmaterial und der gefrästen Restauration zu gewährleisten, sollte laut Herstellerangaben ausschließlich das Adhäsiv ONE COAT 7 UNIVERSAL (COLTENE) verwendet werden. Ein Ätzschritt mit Flusssäure ist nicht notwendig.
ONE COAT 7 UNIVERSAL wurde auf die sandgestrahlte und gereinigte Befestigungsfläche der Restauration aufgetragen und für 20 Sekunden einmassiert (Abb. 7). Überschüssiges Adhäsiv wurde mit ölfreier Druckluft 5 Sekunden verblasen. Der Verbund zu Zahnsubstanz oder Komposit kann mit einem dafür geeigneten Adhäsiv erfolgen. Empfohlen ist das Adhäsiv ONE COAT 7 UNIVERSAL Bond (Vorgehen gemäß Gebrauchsanleitung), welches im vorliegenden Fall durchgängig verwendet wurde. Vorgängiges Ätzen der Schmelzareale mit Phosphorsäure wird empfohlen und wurde entsprechend durchgeführt. Zum Befestigen der Restauration kann ein dualhärtender Resin-Zement oder ein lichthärtendes Komposit verwendet werden.
Die Krone war nun fertig zum Einsetzen. Nach dem Befestigen der Vollkrone mit DuoCem (COLTENE) wurden die Ränder gesäubert, Überschüsse entfernt, anschließend jede Fläche der Restauration für 30 Sekunden (Lichtleistung > 800m W/cm2) lichtgehärtet und abschließend mit Gummipolierern bearbeitet. Das Einschleifen der Okklusion gestaltete sich einfach und schnell. Der Glanz der gesamten Kompositkrone stellt sich schon nach kurzer Zeit ein. Auch beim Nachkorrigieren der okklusalen Kontaktpunkte konnte sofort wieder nachpoliert werden, was bei keramischen und vor allem gebrannten Kronen deutlich schwieriger ist.
Direkte Modifikation ohne Vorbehandlung
CAD/CAM-Restaurationen aus den neuen BRILLIANT Crios-Blöcken können jederzeit charakterisiert, modifiziert oder auch repariert werden. Modifikationen können ohne Vorbehandlungen direkt vorgenommen werden. Bei intraoralen Reparaturen wird die Restaurationsoberfläche mit Reinigungspaste gesäubert und im Anschluss mit diamantierten, rotierenden Instrumenten aufgeraut. In beiden Fällen wird ONE COAT 7 UNIVERSAL auf die zu behandelnde Fläche aufgetragen und mit Druckluft 5 Sekunden verblasen. Anschließend wird für 10 Sekunden lichtgehärtet. Farben oder Komposit wie z. B. BRILLIANT EverGlow (COLTENE) werden hinterher gemäß den jeweiligen Herstellerangaben angewendet.
Das zur Herstellung einer CEREC-Krone vorgestellte Material ist Komposit mit folgenden technischen Eigenschaften. Biegefestigkeit sowie Elastizitätsmodul im Vergleich zu Keramik- und Kompositmaterialien anderer Hersteller sind in den folgenden Grafiken dargestellt (Abb. 8, 9). Durch die gute Biegefestigkeit und das dem Dentin ähnlichen E-Modul ist das Material deutlich elastischer als Keramik. Das klinische Resultat nach dem Einsetzen und 4 Wochen später sehr gut (Abb. 10,11). Der Patient war mit dem Ergebnis sehr zufrieden und lobte unmittelbar nach der Behandlung den angenehmen Tragekomfort der Komposit-Restauration gegenüber seiner vorherigen Keramikkrone. Im nächsten Schritt steht die Versorgung eines Implantates mit einer Einzelkrone an.
Fazit
Langzeitstudien sind notwendig, um die klinischen Ergebnisse eines CAD/CAM-Kompositblocks wie BRILLIANT Crios mit Keramikmaterialen vergleichen zu können. In der Anwendung war das neuartige Material hervorragend. Das Handling ist angenehm einfach. Folgende Punkte bringen Zeitersparnis und „Servicevorteile“ gegenüber keramischen Restaurationen:
- Kein Brennen der Restauration (z. B. wie bei IPS e.max CAD) nötig.
- Ein Kompositglanz ist sehr leicht zu erzielen, auch einfacher als bei IPS Empress CAD.
- Kein Ätzen mit Flusssäure, kein Silanisieren erforderlich.
- Falls nötig ist die Reparatur mit Komposit einfach, analog einer Füllung, zu realisieren.
- Dem Zahn ähnliches E-Modul, geringere Sprödigkeit als Keramik.
Literatur
1) Kopfmann C., Böhner R., Zweifel, D., Comparison of filler morphology, mechanical strength and milling characteristics of different CAD/CAM blocks for Sirona InLab MC XL milling system, European Dental Materials, 27.08.2015, Nürnberg.
2) Böhner R., Claude M., Kopfmann C., Characteristic of polymer based CAD/CAM blocks for permanent restorations, #597, IADR 2015, Antalya, Turkey
3) Stawarczyk B., Liebermann A., Eichberger M., Güth J.-F., Evaluation of mechanical and optical behaviour of current esthetic dental restorative CAD/CAM composites, J Mech Behav Biomed Mater 55, 1-11 (2015)
Dieser Beitrag wurde erstellt mit freundlicher Unterstützung von:Coltène/Whaledent GmbH + Co. KG.