Der konkrete Fall
Als Planungsunterlage werden ein DVT sowie UK-Alginatabformungen mit und ohne Zahnersatz erstellt. Die Modelle werden mit Hilfe eines Labor-Scanners in STL-Datensätze umgewandelt (Abb.1, 2). Der DICOM-Datensatz des Patienten wird in die smop-Planungssoftware (Swissmeda AG, Zürich) eingelesen. Die UK-STL-Datensätze werden in die Planungssoftware gematched und eine Implantatposition in Abhängigkeit zur prothetischen Versorgung vorgeschlagen (Abb. 3 – 6). Der Planungsvorschlag wird mit dem behandelnden Chirurgen besprochen und nur von ihm zur forensischen Sicherheit freigegeben.
In der Planungssoftware kann nun die Bohrschablone mit wenigen Arbeitsschritten konstruiert werden (Abb. 7) und als STL-File an ein Fertigungszentrum versendet werden. Dort erfolgt der 3D-Ausdruck mit einem Präzisionsdrucker von ‘Objet’ mit einem für die Medizin zugelassenem Material (MED 610) (Abb. 8).
Als weitere Option besteht die Möglichkeit, in der Software verschiedene Abutments auf das Implantat zu positionieren. Wir setzten für das Implantatsystem passende Abutments, die in diesem Fall im posterioren Bereich anguliert werden mussten. Die Software zeigte uns die Achsen sowohl von den Implantaten als auch von den angulierten Abutments. Da uns von Dentsply keine Scanabutments zur Verfügung standen, mussten wir uns mit den Achsen und der Implantatschulter zufrieden geben und diese Informationen als STL-Daten auslesen (Abb. 9 – 10).
Hiermit kann nun in verschiedenen CAD-Softwareprogrammen weiterkonstruiert werden. Dies erledigte für uns die white digital dental GmbH in Chemnitz. Im dortigen Fräszentrum konnte aus den vorhandenen Datensätzen nach entsprechender Modifikation der alten Situ eine PMMA-Brücke gefräst werden (Abb. 11 – 12). Die Tunnelungen für die Passive-Fit-Verklebung entsprachen den Achsen der geplanten Abutments, die Durchmesser der Löcher wurden den Titanklebehülsen für das Ankylos-Sytem angeglichen (Abb. 13). In die in der Zwischenzeit gelieferte Bohrschablone wurden die für das Implantatsystem geeigneten Bohrhülsen befestigt, um dem Zahnarzt ein Päckchen mit Bohrschablone und provisorischer Brücke zu liefern (Abb. 14).
Mit diesen komplett digital gefertigten Unterlagen wurde die OP im analogen Workflow durchgeführt. Der Schablonensitz wurde überprüft und die Gingiva mit geeigneter Schnittführung geöffnet (Abb.15). Nach dem Setzen des ersten Implantates wurde die Schablone mit dem Einbringwerkzeug zusätzlich fixiert (Abb.16). Die Implantate wurden alle durch die Schablone inseriert und passend zur Höhen-Markierung an der Bohrhülse in die richtige Position gebracht.
Die Implantate saßen wie geplant und wurden sofort mit dem definitiven Abutment und der Titanklebebasis versorgt (Abb.17). Das periimplantäre Weichgewebe wurde adaptiert und mit entsprechenden Nähten fixiert.
Das Eingliedern der provisorischen Versorgung erfolgte über ein intraorales Verkleben. Die Positionierung der Brücke wurde durch die Sattelförmige Ausgestaltung der Basis erleichtert (Abb.18). Die Aushärtung des Klebers sollte im mundgeschlossenen Zustand erfolgen, um eine optimale Adaptierung der Okklusion zu erreichen (Abb:19). Die okklusale Verschraubung erlaubte ein sofortiges Entfernen, eine optimale Ausarbeitung der Brückenbasis und ein Aufpolieren der bearbeiteten Bereiche.
Fazit
Der digitale Workflow aus der Radiologie über die digitale Planung mit der Eingliederung des individuellen Langzeitprovisoriums ist heute möglich. Den größten Vorteil in diesem Arbeitsprozess kann man erkennen, wenn man den Patienten – wie in diesem Fall –nach nur 90 Minuten Behandlungszeit inklusive provisorischer Versorgung verabschieden kann. Dieser Workflow ist aufgrund seiner Passive-Fit-Verklebung sehr präzise und stellt alle anderen praktizierten Verfahren, die auf einer intraoperativen Abformung basieren, in den Schatten.
Die heutigen Implantatbehandlungen konzentrieren sich zunehmend auf die Reduzierung der Behandlungsdauer und postoperative Beeinträchtigungen. Die Verbesserung der zahnmedizinischen 3D-Diagnostik durch die Computertomografie ermöglicht die detaillierte Vorbereitung auf die chirurgische Platzierung von Zahnimplantaten unter prothetischen Aspekten1, 2. Implantationen können heute mit Bohrschablonen unter bestmöglicher Kontrolle durchgeführt werden. Die Genauigkeit der Systeme ist bei kritischen anatomischen Verhältnissen klinisch akzeptabel, um eine sichere Implantation durchzuführen. DB