Frau Dr. Dornauer, wie definieren Sie für sich den Begriff der modernen Implantologie?
DR. KERSTIN DORNAUER Zeitgemäße Implantologie trifft es besser, weil so die Verfahrensweisen der Vergangenheit nicht diskreditiert werden. Die Implantologie unterlag und unterliegt wesentlichen wissenschaftlichen Veränderungen. Sie ist stets im Wandel, was einen großen Anspruch an die Anwender stellt. Nicht jede vermeintliche Neuerung wird sich durchsetzen, nicht jeder Trend muss mitgemacht werden. Andererseits dürfen wesentliche Veränderungen auch nicht verpasst werden. Moderne Implantologen sind für mich Kollegen, die sich in diesem Spagat aus Entwicklung und Paradigmenwechseln mutig und selbstbewusst erfolgreich positionieren.
Sie haben 2009 das Curriculum Implantologie der DGOI erfolgreich absolviert. Warum haben Sie sich für die dentale Implantologie entschieden?
DR. KERSTIN DORNAUER Nach Ende meines Studiums habe ich fast fünf Jahre in der Zahnarztpraxis und dem Zentrum für Implantologie Dr. Willibald Plössner in Bayreuth gearbeitet. Die Zusammenarbeit mit einem derart renommierten Zahnmediziner, der so viele namhafte Kollegen ausgebildet hat, ebnete mir den Weg zur Implantologie. Alles aus einer Hand zu bieten, ist auch heute noch das Credo meiner Praxis, die ich 2011 im mittelfränkischen Zirndorf neu gegründet habe. Mich fasziniert die Kombination aus klassischer Implantatchirurgie, Prothetik, Weichgewebs- und Augmentationschirurgie. Der Anspruch, den diese Disziplinen an alle Beteiligten stellen, entspricht meiner grundsätzlichen Überzeugung: Teamwork.
Können Sie darauf noch etwas genauer eingehen? Welche Rolle spielt die Kooperation mit Ihrem Praxisteam, aber auch mit dem Zahntechniker während der Behandlung?
DR. KERSTIN DORNAUER Zusammenarbeit spielt in meiner Praxis
DIE zentrale Rolle. Meine ausgebildeten implantologischen Fachassistenzen sind im Rahmen der Vor- und Nachbereitungen wie auch während eines operativen Eingriffs unverzichtbare Säulen – sowohl für mich als auch für unsere Patienten. Unser Zahntechniker begleitet die Patienten von Anfang an: Welchen Versorgungswunsch hat der Patient? Was ist technisch möglich? Was ist ästhetisch sinnvoll? Wann entscheiden wir, welche Versorgungsform wir wählen? Welcher Gingivatyp liegt vor? Welche Längen- und Breitenverhältnisse der Versorgung sollen angestrebt werden? Benötigen wir eine Kronenverlängerung? Welche Farbe soll die Restauration haben? Welche funktionellen Parameter müssen in unsere Überlegungen mit einfließen und wie wird unser Provisorium aussehen? Unsere Stärke ist die Zusammenarbeit.
In Ihrer Praxis beschäftigen Sie mittlerweile zwei Zahnärztinnen, die Sie ebenfalls zu Implantologinnen ausbilden. Warum ist Ihnen das so wichtig?
DR. KERSTIN DORNAUER Nicht nur meine zahnärztlichen Kollegen, auch unsere Mitarbeiter. Sie haben das Curriculum Implantologische Fachassistenz der DGI absolviert. Alle profitieren stark von ihren Eindrücken und dem Wissenszuwachs der Fortbildungen und kehren mit neuen Ideen und Ansprüchen zurück. Somit wird das praxisinterne Knowhow stets bereichert, was ein Garant für Weiterentwicklung und Überprüfung unserer Prozesse und damit für ein selbstbewusstes Reifen meiner Praxis ist. Wir sind ein starkes Team, weil jedes Mitglied gefordert und gefördert wird – diese Investition sehe ich als wesentlichen Teil meiner Verantwortung als Chefin.
Die Implantologie wird immer eine Disziplin bleiben, die den einzelnen Beteiligten viel Mut abverlangt, die eine umfangreiche Ausbildung erfordert. Genau davon habe ich selbst vor vielen Jahren profitiert, daher ist es mir heute eine Herzensangelegenheit selbstbewusste, fundierte Implantologen und implantologische Fachassistenzen auszubilden, die in Demut und Respekt ohne Angst ihren chirurgischen Weg gehen können.
Welche digitalen Tools nutzen Sie in der Implantologie?
DR. KERSTIN DORNAUER In meinen Anfangsjahren, meiner „Lehrzeit“ wurden analoge Röntgenbilder zur OP-Planung verwendet. Später dann stellten digitale Röntgenaufnahmen die Planungsgrundlage dar. Die nun aufkommende 3D-Implantatplanung ist aus meiner Sicht eine weitere Ergänzung zu den zwingend erforderlichen chirurgischen Grundfertigkeiten. Insofern ist meine implantologische Basis das ganz bodenständig klassische Vorgehen, weil dort die Antworten auf die grundsätzlichen Fragestellungen und Probleme zu finden sind.
Wo sehen Sie die Implantologie in zehn Jahren?
DR. KERSTIN DORNAUER Die Implantologie wird auch dann noch ein äußerst erfolgreiches Fachgebiet mit bestechender Erfolgsquote sein. Diagnostisch wird das DVT zur Ergänzung vieler implantologisch tätigen Praxen gehören. Im Bereich der Augmentationschirurgie wird sich die „aus der Dose“-Alternative gegen die Knochenblockentnahme durchgesetzt haben. Wir verwenden die Umbrellatechnik oder Abwandlungen davon, wenn wir vertikal Augmentieren wollen. In Teilen wird die Implantologie wieder „back to the roots“ gehen und feststellen, dass das individuelle Können des Operateurs, der Blick auf das große Ganze und die ganz grundsätzlichen chirurgischen Fähigkeiten bei allem Hang zur Mehrdimensionalität mehr als nur eine Daseinsberechtigung haben.
Frau Dr. Dornauer vielen Dank für das Gespräch. Ich freue mich schon auf die zukünftigen Fallberichte von Ihnen.
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