Zahnerhaltende Therapien haben in den vergangenen Jahren deutliche Erfolge zeigen können: Laut der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) hat sich die Zahl der zahnlosen Patienten im Alter zwischen 65 und 74 Jahren in den vergangenen zehn Jahren halbiert. Damit nimmt Deutschland im internationalen Vergleich eine Spitzenposition ein. Der Hintergrund dafür ist zum einen der stärkere präventionsorientierte Ansatz in der Therapie, zum anderen aber auch die erfolgreichen Methoden, um geschädigte Zähne zu erhalten – dies gilt sowohl für die Parodontitis- als auch für die endodontische Behandlung.
In der Endodontie sind in den vergangenen Jahren die Erfolgsraten gestiegen, wir sprechen heute von einer Quote in Höhe von 90 Prozent. Allerdings: Im größeren Umfang restaurierte, endodontisch behandelte Zähne haben im Vergleich zu ebenfalls stark gefüllten, aber vitalen Zähnen ein mehr als dreimal so hohes Misserfolgsrisiko . Um den Erfolg sicherzustellen, gilt es, die Komplikationsrate bei solchen Behandlungen im Blick zu haben und sich als Zahnarzt darauf einzustellen. Deshalb besteht die Herausforderung vor allem darin, die Risiken zu minimieren und langlebige Lösungen zu finden.
An dieser Stelle bietet die Unterstützung durch CAD/CAMTechnologie von CEREC Vorteile. Erstens: Kronen und Aufbauten können mit höchster Präzision vorhersagbar hergestellt werden. Zweitens: Es handelt sich hier um eine sehr stabile und damit langlebige Versorgung. Drittens: Patienten erleben die Behandlung dank der digitalen Abformung komfortabler. Und: Der Zahn wird sofort, also ohne Provisorium, versorgt.
Ich nutze CEREC für die restaurative Versorgung meiner Patienten schon sehr lange. Wichtig sind mir dabei die Eigenständigkeit und die Flexibilität, immer individuell auf die sich mir zeigenden Situationen zu reagieren. Ich habe den Prozess komplett unter meiner Kontrolle und kann die von mir geplante Versorgung auch umsetzen – in der Regel sofort. Das ist für mich und den Patienten eine gute Sache – auch wirtschaftlich.
Optionen für den Zahnerhalt nach endodontischer Behandlung
Kommen Patienten zu mir in die Praxis mit einem Zahn, bei dem eine Wurzelbehandlung indiziert ist, muss ich als Zahnarzt einschätzen, ob der Zahn tatsächlich erhaltungswürdig ist – das nimmt mir keine Technologie ab. Auch die Aufbereitung und Füllung der Wurzelkanäle, die spätere adhäsive Befestigung von Stiftaufbauten sind Handwerk, das sich nicht digitalisieren lässt.
CAD/CAM bewährt sich allerdings bei der Herstellung der restaurativen Versorgung, die ich in einer zweiten Sitzung vornehme. Eine Wurzelbehandlung braucht Zeit und Sorgfalt, sowohl der Patient als auch ich als Behandler brauchen nach so einem Eingriff etwas Erholung. Im zweiten Termin lässt sich in Ruhe überschüssiges Wurzelfüllmaterial entfernen und die jeweilig geplante Versorgung durchführen. Je nachdem, wieviel Zahnsubstanz vorhanden ist, bieten sich drei verschiedene Behandlungsoptionen:
Szenario 1: Zahn mit gut erhaltener Zahnsubstanz: In diesem Fall erfolgt ein adhäsiver Kompositaufbau, wobei danach meist eine Teil- oder Vollkrone notwendig ist.
Szenario 2: Zahn mit reduzierter Zahn-Restsubstanz: In diesen Fällen wird zusätzlich ein Glasfaserstift in den Wurzelkanal eingesetzt, der für die nötige Stabilität, also für eine feste Verbindung zur Restsubstanz sorgen soll.
Szenario 3: Ist ein wurzelbehandelter Zahn abgebrochen, oder fehlt wegen anderer Ursachen viel Zahnsubstanz, ist es auch mit einem Wurzelstift sehr schwierig, die nötige Stabilität zu erreichen. Die häufig gewählte Lösung mit einem individuell angefertigten Stift-Stumpfaufbau (SSA) – hier kommt eigentlich nur ein gegossener Metallaufbau in Frage – ist aufwendig und hat Nachteile. Eine Alternative kann ein CAD/ CAM-gefertigter Stift-Stumpfaufbau aus Hybridkeramik oder Komposit sein, deren E-Modul dem des Dentins sehr ähnlich ist und die geforderten Voraussetzungen für einen Aufbau erfüllt: bruchfestes Material, präzise Passung in die Restzahnsubstanz, perfekte Eignung für die adhäsive Zementierung, zahnfarben, mögliche Herstellung in einer Sitzung und Entfernbarkeit nach einer Fraktur.
Der Fall: Versorgung eines wurzelbehandelten Frontzahns
Wie genau die Versorgung eines endodontisch behandelten Zahnes nach dem soeben beschriebenen Szenario 3 mit CEREC abläuft, zeigt dieser Fall. Eine Patientin kam mit einer dezementierten Krone an Zahn 11 zu mir in die Praxis (Abb. 1). Es zeigte sich eine noch intakte Wurzel mit sehr geringer Restsubstanz mit teilweise noch vorhandenem Befestigungskomposit (Abb. 2), welches entfernt werden konnte. Auf ein weiteres, tiefes Aufbereiten (Cave Längsfraktur) verzichtete ich bewusst. In diesem Fall verlängerte ich zusätzlich die Endokavität um einige Millimeter, um eine optimale Passung des Stumpfaufbaus zur erreichen (Abb. 3).
Um die Tiefenschärfe der ungewöhnlich tiefen Kavität auszureizen, habe ich für den optischen Abdruck mit der CEREC Omnicam etwas Puderspray verwendet (Abb. 4). Das erscheint ungewöhnlich, weil die Kamera an sich puderfrei perfekt arbeitet. In diesem Fall jedoch kann das „Dusting“ ein Plus an Tiefenschärfe beziehungsweise Darstellungsleistung bringen. Die nachfolgende Konstruktion gestaltete sich sehr einfach und musste nur grob die Form eines Zahnstumpfes wiedergeben (Abb. 5). Der SSA (Material Enamic, Fa. VITA) ließ sich problemlos und schnell ausschleifen (Abb. 6). Er wurde mit Flourwasserstoff (HF) konditioniert und einem dualhärtenden Komposit eingesetzt (Abb. 7 bis 9).
Die Präparation nach dem Ferrule-Prinzip und der folgenden Blutstillung/Retraktion (Abb. 10) ermöglichte eine weitere optische Abformung (Abb. 11 und 12) für die definitive Krone, die sofort zementiert werden konnte (Abb. 13 und 14).
Die gesamte Behandlung dauerte nicht viel länger als eine klassische Überkronung. Der Vorteil besteht hier darin, durch den CAD/CAM-gefertigten Stumpfstiftaufbau eine gute Stabilität zu erreichen, die langfristig anhält. Gerade im Frontzahnbereich kann die Krone auch alternativ im Labor finalisiert werden, was jedoch eine weitere Sitzung zur Folge hätte. In diesem Fall musste darauf verzichtet werden, da es sich um einen echten Notfall handelte.