Der digitale Workflow in der Praxis muss einfach und praktikabel sein, damit auch Teilschritte des Verfahrens delegiert werden können. In unserer Praxis nutzen wir seit circa zweieinhalb Jahren das CS Solutions-System der Firma Carestream. Da sich der Scannvorgang am Patienten einfach gestaltet, ist es möglich, diese Aufgabe an die zahnmedizinische Fachangestellte zu delegieren. Sie beginnt mit dem Arbeitsablauf, indem sie beide Kiefer scannt und eine Bissnahme erstellt.
Der handliche Scanner signalisiert per Lichtzeichen, ob die Aufzeichnung zu verwerten ist. Ist der Bereich des Scans optimal getroffen, leuchtet die Diode unter dem Scanner grün. Ist dies nicht der Fall, erscheint der Bereich rot (Abb. 1 und 2). Anschließend wird im Datensatz der zu präparierende Zahn ausgeschnitten und später vom Behandler im Sinne eines Korrekturscans nachgeführt. So ist der Behandler nur wenige Augenblicke mit der Erstellung des Datensatzes beschäftigt.
Einfach und intuitiv
Anschließend wird ein Korrekturscan vorgenommen und die Präparation gewissenhaft überprüft. Der Zahn wird nach den allgemeinen Regeln für keramikgerechtes Präparieren beschliffen – die Wandstärken sollten hier den Mindestdicken der Herstellervorgaben entsprechen, um Frakturierungen der Konstruktionen zu vermeiden.
Das System von Carestream ermöglicht es, den Datensatz ohne Puder zu generieren. Die relative Trockenheit ist für die Erhebung der Daten vollkommen ausreichend. Wir sehen in der Aquisitionssoftware ein Livebild des Zahnes, das uns eine sehr gute Kontrolle des Präparationsrandes ermöglicht (Abb. 3 und 4). Sofern noch Korrekturen am Präparationsrand vorgenommen werden müssen, ist dies zu diesem Zeitpunkt immer noch ohne großen Aufwand möglich, denn es können jederzeit Areale im Datensatz ausgeschnitten und noch einmal nachgeführt werden. Nach Abschluss wird nun der Datensatz nochmals verfeinert, und wir können umgehend mit der Konstruktion der Krone beginnen (Abb. 5).
Bei dem von uns benutzten System liegt das Augenmerk auf einer einfach und intuitiv zu bedienenden Konstruktionssoftware. Sie führt den Benutzer durch ein Menü und liefert in nur wenigen Schritten einen Konstruktionsvorschlag (Abb. 6 und 7). Selbstverständlich kann dieser nach individuellen Wünschen verändert und optimiert werden. Der Zeitaufwand von ungefähr fünf Minuten ist hier sehr gering. Wie bei jedem System ist zwar eine Lernkurve zu durchwandern, welche aber durch die gute Funktionalität schnell absolviert ist.
Nach Abschluss der Konstruktion wird der Konstruktionsdatensatz zur Schleifmaschine gesendet, in welcher das Werkstück in circa 15 bis 20 Minuten hergestellt wird (Abb. 8). Zur Herstellung benutzen wir gerne die ENAMIC®-Blöcke der Firma Vita. Das Material besitzt hervorragende Eigenschaften. Zum einen ist die Härte des Blockes mit der eines natürlichen Zahnes vergleichbar, zum anderen lässt sich das fertige Werkstück sehr gut polieren, da es sich um eine Hybridkeramik handelt. Durch die polymere Netzwerkstruktur, welche im Block infiltriert ist, hält sie auch hoher Belastbarkeit stand. Somit kann der Werkstoff auch bei Patienten mit Bruxismus eingesetzt werden. Eine Individualisierung der Oberfläche durch Bemalen ist ebenfalls möglich. Da die Farbe nur polymerisiert werden muss, ist das Werkstück schnell einsatzbereit. In den meisten Fällen werden bei uns jedoch die Werkstücke ohne Individualisierung eingesetzt. Die Befestigung am Zahn erfolgt dann nach den Anforderungen der adhäsiven Befestigung (Abb. 9).
Einsatz in der Praxis
Nach dieser Vorgehensweise stellen wir Kronen, Teilkronen und Inlays her. Aufgrund der adhäsiven Befestigungstechnik greifen wir vermehrt auf die substanzschonenderen Teilkronen zurück, was sich so optimal umsetzen lässt. Diese Versorgungsart ist in unserer Praxis als eher einfache Standardversorgung positioniert. Die Kostenstruktur ist überschaubar, die Optik akzeptabel. Die meisten Patienten wünschen heute eine zahnfarbene Restauration, verzichten im Seitenzahnbereich aber aufgrund einer schlankeren Kostenstruktur gerne auf eine Individualisierung.
Bei der Chairsidebehandlung beschränken wir uns generell auf Einzelzahnversorgungen, da diese in einer akzeptablen Praxisverweildauer abgeschlossen werden können. Selbstverständlich nutzen wir das selbige Equipment auch für weitere Behandlungsabläufe. Benötigt der Patient mehrere Einzelzahnversorgungen, so können auch diese hergestellt werden (Abb. 10). Die approximale Kontaktpunktgestaltung lässt sich mit der Software gut lösen. Bei Versorgungen ab zwei oder mehr Zähnen stellen wir die Werkstücke jedoch nicht Chairside her, sondern versorgen den Patienten zunächst mit einem Provisorium und gliedern den Ersatz dann am Folgetag ein – in unseren Augen würde die Verweildauer in der Praxis sonst zu lange dauern und eine gegebenenfalls benötigte Anästhesie nachlassen.
Neben der Herstellung von Kronen, Teilkronen und Inlays nutzen wir die digitale Abformung auch für die Anfertigung von Brücken von bis zu drei Gliedern und individualisierten Implantatabutments (Abb.11). In Zukunft wird es garantiert noch eine Vielzahl an weiteren Möglichkeiten geben, den digitalen Abdruck einzusetzen. Die Verfahren werden immer präziser und sind somit auch im Praxisalltag gut einsetzbar – mit dem Benefit für den Patienten, dass mitunter Praxiszeiten verkürzt werden können. Durch den optimierten digitalen Workflow kann außerdem effektiver gearbeitet werden. Dieser Umstand kommt wieder unseren Patienten und der betriebswirtschaftlichen Kalkulation zugute.
Fazit
Der Workflow des Carestream-Systems ist optimal aufeinander abgestimmt. Der Patient verweilt lediglich zwischen 90 und 120 Minuten in der Praxis und wird damit in nur einem Termin mit modernen Verfahren und optimierten Materialien adäquat versorgt. Das wiederum führt zu einem sehr positiven Feedback seitens der Patienten.
Der Scanner generiert einen offenen STL-Datensatz, welchen wir universell einsetzen können. Das kooperierende zahntechnische Labor kann mit den einschlägigen Software-Produkten nach diesen Datensätzen ihre Zahntechnik konstruieren und anschließend fräsen, schleifen oder drucken (Abb. 12).