Bedarfsgerechte Prophylaxe – gesunde Zähne ein Leben lang Teil 2

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Dr. rer. nat. Constanze Knappwost-Gieseke

Nachdem im ersten Teil die Fluoridierungsmaßnahmen im Fokus der Prophylaxe standen, spielt im zweiten Teil die Gesundheit des Zahnfleischs eine entscheidende Rolle, bei dem Ziel, die eigenen Zähne zu erhalten.

Mit Ende der Pubertät sinken bei den jungen Erwachsenen die Kariesprogression sowie die Gefahr neuer Läsionen. Dabei gewinnt die Approximalkaries im Vergleich mit okklusalen Läsionen ab einem Alter von etwa 20 Jahren relativ an Bedeutung1. Auch bei durchschnittlichen Ernährungsgewohnheiten und guter Mundhygiene sollte trotzdem ein- bis zweimal pro Jahr eine lokale Fluoridierung durchgeführt werden, um den Status zu erhalten.

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Hier zeigen sich dann gegebenenfalls bereits die „neuen“ Problemfelder: Patienten im mittleren Alter – die sogenannte Sandwichgeneration – befinden sich häufig im Stress: Familiengründung, berufliche Karriere, Umzug oder Hausbau führen dazu, dass die eigene Gesundheit vernachlässigt wird. Zum Arzt geht man erst mit dem berühmten „Kopf unter dem Arm“. Erkennbar ist dies auch am oft ebenfalls schlechten Impfstatus. Bei einigen Patienten führt der nun vermehrt auftretende Stress sogar zum „Knirschen“ oder „Pressen“.

Ohne Erinnerung durch das Praxisteam ist es schwierig, einen Termin für Prophylaxebehandlungen zu finden und auch zu realisieren. Aber gerade die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen führen dazu, dass eine sich eventuell entwickelnde Parodontitis bereits in einem frühen Stadium entdeckt und dann gezielt behandelt werden kann. Wie bei vielen Erkrankungen sind auch hier die frühzeitige Diagnose und der Behandlungsbeginn entscheidend für den Therapierfolg. Generell gilt, je größer die parodontale Tasche, desto größer und langwieriger der Aufwand bei der Behandlung

Bei noch kleinen parodontalen Taschen genügt oftmals schon die direkte Applikation von Cupral mittels Spritze oder Spatel und gegebenenfalls eine ein- bis zweimalige Wiederholung. Hierbei handelt es sich um ein Kupfer-dotiertes Calciumhydroxid, das zur Auflösung des Taschenepithels führt und aufgrund seines hohen pH-Wertes ein bakterienunfreundliches Milieu vorhält. Die Kupferdotierung führt zu einem breiteren Wirkungsspektrum kombiniert mit einer Langzeitwirkung. Alternativ kann eine bis zu 20-minütige Austamponierung mit einem Cupral getränkten Schwämmchen in der Praxis erfolgen.

Die Bemühungen in allen Bereichen der Zahnmedizin haben in den letzten Jahren so gute Erfolge erzielt, dass die Zähne im Durchschnitt immer länger erhalten werden. Die Folge davon ist, ein nur auf den ersten Blick erstaunlicher Anstieg der Kariesprävalenz im Rentenalter. Die Prävalenz für Wurzelkaries stieg in den Jahren 1997 bis 2006 um 30 Prozent auf 45 Prozent in der Gruppe der 65- bis 74-jährigen Senioren an. Bei den immer länger in der Mundhöhle verbleibenden Zähnen geht im fortgeschrittenen Alter häufig das Zahnfleisch zurück. Die freiliegenden Zahnhälse sind nicht nur häufig schmerzhaft, sie bieten auch eine Angriffsfläche für Bakterien2. Zur Inaktivierung beziehungsweise Reduktion der Wurzelkaries werden neben Chlorhexidin vor allem Fluoride eingesetzt. Sie wirken durch Umkehr der Demineralisierung in eine Remineralisierung und darüber hinaus auch keimreduzierend.

Die Fluoride können in Form von Zahnpasta, Mundspüllösungen oder auch in der Zahnarztpaxis aufzutragenden Präparaten angewendet werden. Die höchste Compliance erzielt hierbei die Verwendung einer speziellen Zahnpasta3 mit besonders hoher Fluoriddosierung, zum Beispiel aus dem Praxis-Shop, da sie keine Änderungen im Tagesablauf erfordert. Gleichzeitig ist es wahrscheinlich die für den Patienten teuerste Lösung. Eine sehr gute kariespräventive Wirkung erzielen Produkte, die im Rahmen von den für die Prävention der Wurzelkaries ohnehin essentiellen Kontrollsitzungen aufgetragen werden. Hier steht mit Tiefenfluorid ein Produkt mit einer unkompliziert und schnell durchzuführenden Anwendung zur Verfügung.

Da es sich um wässrige Lösungen handelt, ist für die Durchführung der Tiefenfluoridierung eine nur relative Trockenlegung mit zum Beispiel Watterollen ausreichend. Die Zähne werden dazu zunächst mit der ersten Lösung touchiert. Diese enthält komplex gebundene Fluoride und eine geringe – schwach antibakteriell wirkende – Kupfer-Dotierung. Unmittelbar darauf – ohne Einwirkzeit, ohne Trocknung und ganz wichtig: ohne Ausspülen – wird mit einem neuen Pinsel die dazugehörige Nachtouchierlösung aufgetragen. Diese Calciumhydroxid-Milch reagiert sofort mit der ersten Lösung unter Bildung von sehr kleinen Calciumfluoriden, die auch in der Tiefe des Zahnschmelzes entstehen. Dort verbleiben sie, vor Abrasion durch Putzen und Kauen geschützt, gut sechs Monate und verbreiten ein für die Remineralisation optimales Fluor-Ionen-Milieu.

Der Patient kann sofort nach Auftragen der zweiten Lösung ausspülen und darf im Anschluss an die Behandlung auch gleich wieder essen und trinken. Die wässrige Basis der beiden Lösungen ist für die Behandlung sehr praktisch, da beide Lösungen sehr dünnflüssig sind und hervorragend auch an schwer zugängliche Stellen fließen. Die Anwendung der Tiefenfluoridierung ist auch im mobilen Praxisalltag möglich und in nur zwei Schritten (Touchieren und Nachtouchieren) wird so eine sichere Kariesprophylaxe erzielt. Gleichzeitig können empfindliche Zahnhälse erfolgreich damit therapiert werden.

Die Anamnese sollte bei den Senioren stets aktualisiert werden, da Erkrankungen oder auch die Einnahme von Medikamenten die Immunabwehr des Patienten reduzieren können. Hier ist auch an eine eventuell erhöhte Bakteriämie-Gefahr zu denken. Eine relevante, häufig anzutreffende Nebenwirkung von Medikamenten ist die Hyposalivation. In diesem Fall ist auch mit einer erhöhten Kariesprävalenz zu rechnen.

Fazit

Alle Senioren haben aber etwas gemeinsam: Sie wünschen sich die eigenen Zähne bis ins hohe Alter erhalten zu können. DB

Die Literatur zum Beitrag haben wir Ihnen im Downloadbereich bereitgestellt.

Dieser Beitrag wurde erstellt mit freundlicher Unterstützung der HUMANCHEMIE GmbH.

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